Unterwegs mit dem ADFC-Falttandem

Als ich die letzte Ausgabe der „Rad am Niederrhein“ studierte, las ich die Ankündigung, in Kürze ein Tandem des ADFC mieten zu können. Ein erster Erfahrungsbericht. Gastbeitrag von Ruediger Rentzsch

KR_Tandem_RegnerSeit vielen Jahren verfolge ich interessiert die Entwicklung verschiedener Fahrradkonzepte, und u.a. die euphorischen Lobeshymnen passionierter Tandem-Freaks weckten meine Neugier, mal das Tandemfahren auszuprobieren. Nach allem, was ich gelesen hatte, ein möglicherweise nicht ganz profanes Unterfangen, denn neben der Verheißung größerer Geschwindigkeit soll das Fahren zu zweit ja fahrphysikalisch nicht ohne Probleme sein. So weit meine Vorurteile. Kurz und gut: Ich mietete für ein Schnupperwochenede. Nach kurzer Einweisung schwangen sich mein zwölfjähriger Sohn und ich auf das Bernds-Tandem, das seine Jungfernfahrt erlebte.

Stabil, wendig – und flott!

Schon nach wenigen Kilometern, ein paar Anfahr-, Brems- und Kurvenmanövern stellte sich ein hohes Sicherheitsgefühl ein. Trotz des tiefen Durchstiegs ist der Rahmen recht steif – dank des imposanten Unterrohrs. Es ist nicht schwer, die Spur zu halten, jedenfalls dann, wenn der Vordermann, in der Fachsprache „Captain“ genannt, schwerer ist als der Hintermann („Stoker“). Die Wendigkeit ist prima, die Federung wird durch die big-apple-Bereifung gut geleistet, auch Schotterpisten sind problemlos zu bewältigen. Eine gute Fahrstabilität hängt insbesondere auch von einem harmonischen Tritt der Fahrer ab. Auch wenn (zwangsläufig) im gleichen Rhythmus getreten wird, wirkt sich eine schlechte Fahrtechnik – etwa stampfendes Treten anstelle runden Pedalierens – ungünstig aus. Das Tandem schaukelt sich dann etwas auf, ohne dass es allerdings kritisch wird. Wichtig auch, dass sich die Tandemfahrer auf eine Wohlfühl-Trittfrequenz einpendeln. Wer etwa – wie ich – eine höhere Trittfrequenz bevorzugt, um die Gelenke nicht unnötig zu belasten, und als Mitfahrer den typischen Niederrheiner hat, der auch bei Gegenwind und Schirm in der Hand bei 10 km/h sein Gazelle-Stahlross noch im dritten Gang bewegt, ahnt, was ich meine. Wünschenwert wäre in diesem Zusammenhang, mehr als acht Gänge zur Verfügung zu haben. Bei unserem Kurztrip in weitgehend flachem Terrain aber kein Problem.

Last but not least der Rausch der Geschwindigkeit: Auch wenn das Bernds-Tandem für Tourenzwecke und eher für den gemütlichen Ausritt konzipiert ist, lassen sich dank der „Kraft zweier Herzen“ beachtliche Geschwindigkeiten erreichen und halten. Zur Freude meines Sohnes flogen wir an vielen förmlich vorbei. Ein weiterer Pluspunkt: Ich hätte nicht vermutet, dass man sich auch bei starkem Wind noch so gut unterhalten kann. Tandemfahren ist also auf jeden Fall kommunikativ. Noch nicht ausprobiert habe ich das Falten: Das Tandem lässt sich auf ein Packmaß bringen (Länge 1,75 m), das den Transport in einem PKW wie im Zug ermöglicht.
Fazit: Eine Super-Sache, dass es der ADFC möglich macht, zu sehr zivilen Preisen mal „anders“ Fahrrad zu fahren. Ein Liegerad würde ich auch gerne mal ausprobieren.

Unterwegs mit dem ADFC-Falttandem

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