Niederländer schätzen zuhause ihre praktischen „Knooppunten“ bei der Radtourenplanung, und vermissen sie, wenn sie in Deutschland unterwegs sind. Doch es gibt gute Nachrichten. Im Kreis Heinsberg ist die Wegweisung nach Knotenpunken bereits eingeführt, und im Rhein-Kreis Neuss kommt sie im nächsten Jahr. Wir zeigen Ihnen, wie es funktioniert. Ein Gastbeitrag von Norbert Schulte
Schon mal ver(w)irrte niederländische Radtouristen gefunden? Eine ziemlich große Population von denen ist im Westen unserer Region unterwegs, Tendenz steigend. Erkennungsmerkmale: zwei bis sechs RadfahrerInnen bilden ein Rudel um eine Karte, drehen die immer wieder und murmeln dabei ein für uns merkwürdiges Kauderwelsch.
Grund: Das den Niederländern so gewohnte Knotenpunktsystem hat bei uns noch keinen Einzug gehalten, nur der Kreis Heinsberg ist da schon weiter, und der Rhein-Kreis Neuss plant die Einführung im kommenden Jahr. Für Niederländer ist die in Deutschland übliche touristische Radwegweisung mit den Logos der Themenrouten fremd, und die auf den Wegweisern angezeigten Orte sind in ihren meist grobformatigeren Karten nicht immer verzeichnet.
Freundlich sollte man sie daher fragen: „Kan ik u ergens mee helpen?“ (Kann ich Ihnen irgendwie helfen?), was bei den Angesprochenen Erstaunen auslösen wird. Bevor die aber mit dem für uns merkwürdigen Kauderwelsch antworten, sollten Sie sie vorsichtshalber mit „Ik spreek maar geen / en beetje Nederlands“ (Ich spreche aber kein / nur ein bisschen Niederländisch) einbremsen. Denn Niederländer sprechen ja meist weit besser deutsch als wir niederländisch. Wenn man die Suchenden dann noch auf den richtigen Weg bringt, sind der Dank und die Verabschiedung gesichert: „Bedankt en tot ziens“ (Danke und auf Wiedersehen). Radfahren in den Niederlanden ist da doch wesentlich einfacher – sogar für uns Deutsche. Zur Vorbereitung einer Tour benötigt man eine Karte oder ein Internetportal, wo die Knotenpunkte verzeichnet sind (siehe Kasten). Während einer Tour benötigt man dann nur noch einen schmalen Papierstreifen, auf dem die nacheinander abzufahrenden Knotenpunkte notiert sind.
Eine Radtour vom Rathaus in Venlo zum Rathaus in Roermond über 32 Kilometer lautet in Knotenpunkt-Notation: 10 – 8 – 5 – 4 – 58 – 54 – 53 – 3 – 91 – 87 – 83. Das sind keine Lottozahlen, sondern an den Wegweisern und Hinweistafeln von Zwischenzielen angebrachte Nummern. Sie beinhalten unter Anderem die Durchfahrt durch die Klosterort Stejl (5), eine Fähr-fahrt über die Maas (4), die Durchfahrten der Städte Baarlo (58) und Kessel (53), wieder eine Maasquerung (3) und die Orte Rijkel (91) und Asselt (87), bevor der Roermonder Markt (83) erreicht wird. Die schreibt sich der niederländische Tourenradler vor Abfahrt einfach auf einen Zettel und lässt die Karte zubhause. Eine parallele Radtour auf der deutschen Seite von Herongen nach Brüggen würde über die Niederrheinroute verlaufen. Die aber ist mit ihren vielen Verzweigungen mehrdeutig. Nur anhand des Routenlogos ist der richtige Weg nicht zu finden. Deshalb kann man hier auch deutsche Radtouristen beim Kartendrehen und Rätselraten beobachten – noch, denn auch auf deutscher Seite wird das Knotenpunktsystem nach und nach eingeführt.
Das Knotenpunktsystem bietet Radwanderern praktische Hilfe bei der Routenplanung. Wichtige Etappen eines Routennetzes sind mit nummerierten Hinweistafeln gekennzeichnet, die Karten und touristische Informationen zeigen, Zwischenwegweiser führen zu den Knotenpunkten.
Niederländische Knooppunten Online:
- www.bikemap.nl
- fietsersbond.nl/op-fiets/fietsrouteplanner
Knotenpunkte in Deutschland
Bisher nur im Kreis Heinsberg, geplant im Rhein-Kreis Neuss (ab Mitte 2012). Kartenwerke mit Knotenpunkten:
- ADFC-Regionalkarte Nierderrhein Süd* (Bielefelder Verlag, 6,80 Euro)
- Radwanderkarte Kreis Heinsberg* (Bielefelder Verlag, 7,95 Euro)
Eine Antwort auf Holländische Verhältnisse: Fahren nach Knotenpunkten