Rheinpark-Center Neuss: Vorfahrt fürs Fahrrad

ne_rheincenter_frontal_2011-08-06_14-57-44_991Die Stadt Neuss hat die Breslauer Straße vor dem Rheinpark-Center für Radfahrer in Gegenrichtung geöffnet und den Radweg mit der Josef-Kardinal-Frings-Brücke verbunden. Damit wurde ein Vorschlag Wirklichkeit, den der ADFC vor drei Jahren mit Blick auf den anstehenden Umbau im Unterausschuss Radverkehr eingebracht hatte.

Große Einkaufszentren außerhalb der Innenstädte gelten als typische Autoreviere. Dass es auch (ein bisschen) anders geht, bewies die Stadt Neuss beim Umbau des früher als „Huma“ bekannten Ladenkomplexes am östlichen Stadtrand. Nach der umfangreichen Sanierung präsentiert sich der Konsumtempel deutlich fahrradfreundlicher als zuvor.

Zwei Verbesserungen tragen entscheidend dazu bei, dass das Einkaufen mit dem Rad im Rheincenter jetzt mehr Spaß macht: Erstens die Öffnung der Breslauer Straße für Radfahrer in Gegenrichtung. Das spart fast einen Kilometer für den Rückweg außenherum – den auch vorher schon kaum einer gefahren ist. Stattdessen nahmen die meisten Radfahrer den direkten, nur 200 Meter kurzen Weg über den Bürgersteig. Das war zwar vorschriftswidrig, aber wenn 800 Meter Umweg vermieden werden können, werden die meisten Radfahrer schwach. Die Stadt hat diesem nachvollziehbaren Bedarf entsprochen und auf der Seite, wo das Einkaufszentrum liegt, einen Zweirichtungs-Radweg angelegt.

Parkplätze zu Radwegen

Wo früher ein hässlicher und hektischer Parkplatz war, lädt heute ein großzügig gestalteter Vorplatz mit Freitreppe und Café-Terrasse zum Einkaufen ebenso wie zum Ver- weilen ein. Autos müssen nebenan in das (immer noch riesige) Parkhaus, Radfahrer können bis vor den Eingang vorfahren und ihr Fahrzeug an einem der 28 Bügel sicher anschließen, die bei Doppelbelegung bis zu 58 Fahrräder aufnehmen können. Leider ist keiner der Stellplätze überdacht, in dem Punkt sind die Autofahrer immer noch besser bedient.

Schön rot und manchmal etwas schmal

ne_rheincenter_weg_zur_rampe_2011-08-06_14-48-35_35Der Radweg ist mit rotem Pflaster und durchgehenden weißen Randstreifen deutlich vom breiten Bürgersteig abgesetzt, was die Trennung vom Fußgängerverkehr unterstreicht. Auf dem Radweg sorgen Richtungspfeile und eine unterbrochene weiße Linie („Leitlinie“) für klare Verhältnisse unter den Radfahrern. Die Richtungstrennung funktioniert gut auf dem Abschnitt vor dem Haupteingang, denn hier ist der Weg mit 2,6 Meter ausreichend breit. In den anderen Abschnitten misst er nur 2 Meter und bleibt damit leider deutlich unter dem Regelmaß von 2,5 bis 3 Meter für einseitig geführte Zweirichtungs-Radwege. Bei Begegnungsverkehr mit Anhänger wird es hier eng. Vor einem Einkaufszentrum, wo viel transportiert wird, hätten wir uns mehr gewünscht.

Vorbildlich ausgeführt sind die Querungen an den Einfahrten zu den Parkhäusern, wo mit roter Farbe abgesetzte Furten den abbiegenden Autofahren den Vorrang des geradeaus fahrenden Radverkehrs signalisieren. An der südlichen Ausfahrt hingegen fehlt eine solche Furt, man verlässt sich hier nur auf die bremsende Wirkung des benachbarten Zebrastreifens. Klare Verhältnisse wären hier besser.

Lückenschluss nach Süden

Die zweite entscheidende Verbesserung ist die Durchführung des Radwegs bis zur Rampe der Josef-Kardinal-Frings-Brücke. Das war kein leichtes Unterfangen, da der Radverkehr hier über einen privaten Parkplatz geführt werden muss. Doch der Aufwand hat sich gelohnt. Denn diese bislang nur Fußgängern zugängliche Verbindung verkürzt Radfahrern die Zufahrt aus Richtung Süden zum Rheinpark-Center um fast einen Kilometer, weil man sonst (wie als Autofahrer) außen herum über den Willy-Brandt-Ring fahren müsste. Davon profitieren Radfahrer aus den südlichen Neusser Stadtteilen und aus Düsseldorf-Hamm, aber auch Anwohner des Rheinpark-Centers auf ihren Wegen zur Arbeit.

Fazit: Die neuen Radwege im Rheinparkcenter haben den Ort für Radfahrer einladender gemacht. Es hat sich gezeigt, dass es sich lohnen kann, mit der Stadt im Vorfeld  anstehender Großprojekte über Verbesserungen für den Radverkehr zu reden. Was wir noch vermissen: den barrierefreien Zugang zur S-Bahn-Station Rheinparkcenter auch (und nicht nur) für die hierüber anreisenden Rad fahrenden Kunden.

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