Rad fahrende Nutzer von Android-Smartphones sollten prüfen, ob sie die aktuelle Version der Google-Maps-App auf ihrem Gerät haben. Denn die bringt seit Mai für die Routenplanung in Deutschland einen Fahrrad-Modus mit, angereichert mit Daten vom ADFC.
Auch die Browser-Version des Kartenwerks unter http://maps.google.de kennt ab sofort das Fahrrad als vierte Fortbewegungsart nach Auto, Bus/Bahn und zu Fuß gehen. Wie gewohnt wird nach Eingabe von Start und Ziel eine Route berechnet, die man sich anschauen und der man im Navigationsmodus auf dem Bildschirm oder per Sprachansage folgen kann. Zwar habe ich mich auch bisher schon öfter von meinem aus der Hemdtasche sprechenden Handy mithilfe der vorinstallierten Navi-App durch fremde Stadtstraßen leiten lassen. Allerdings immer auf Hauptverkehrsstraßen und ohne den Vorteil, für Radfahrer in Gegenrichtung geöffnete Einbahnstraßen nutzen zu können. Das dürfte im Fahrradmodus besser werden – so hoffe ich doch.
Als eine erste Trockenübung habe ich mir eine Route vom Neusser ADFC-Büro zum Düsseldorfer Landtag ausrechnen lassen. Da ich oft zwischen Neuss und Düsseldorf pendle, kenne ich die Strecke gut. Was schlägt mir Google Maps im Fahrradmodus vor? Der erste Screenshot zeigt ein Ergebnis, das sich sehen lassen kann. In Neuss geht es durch den Grünzug am Stadtbefestigungsgraben – verboten mit dem Auto, aber erlaubt für das Fahrrad. Weiter führt mich die App über die unvermeidliche Stresemannallee und die Südbrücke auf die andere Rheinseite. Von den zwei etwa gleich langen plausiblen Routen vom Rhein in die Düsseldorfer City wählt die App treffsicher die fahrradfreundlichere, nämlich auf dörflichen Straßen durch Hamm statt über den verkehrsreichen Südring.
Das war schon ziemlich gut! Schaut man auf die Details, offenbaren sich allerdings auch Schwächen. Der zweite Screenshot zeigt wieder in blau den Verlauf der von Google vorgeschlagenen Route durch den Grünzug am alten Stadtbefestigungsgraben. Sie enthält zwei Fehler; zur Verdeutlichung habe ich die korrekten Wege als gestrichelte rote Linie eingezeichnet. Der erste Fehler links im Bild geht darauf zurück, dass ein Weg entlang der mittelalterlichen Stadtmauer in Googles Kartengrundlage nicht vorkommt. Google führt den Radfahrer stattdessen über die benachbarte Straße. Das wäre an sich nicht nicht so schlimm, doch leider handelt es sich hier um eine für Radfahrer nicht geöffnete Einbahnstraße. Ähnlich beim zweiten Fehler rechts im Bild: Über eine Strecke etwa 200 Metern führt Google die Radfahrer über einen reinen Fußweg.
Solche Schwächen hat fast jedes neue Navigationssystem. Und Fahrradrouting ist wegen des dichten Wegenetzes anspruchsvoller als KFZ-Routing. Google weiß das und hat deshalb neben eigenen Daten auch solche des ADFC in seine Datenbank eingebaut. Das merkt man dem Dienst an, denn die Basis ist schon sehr gut. Aber wo die Kartengrundlage unvollständig ist, können auch ADFC-Empfehlungen nicht helfen. Um die Qualität laufend zu verbessern, hat Google deshalb den Mapmaker-Dienst gestartet: http://www.google.com/mapmaker. Hier kann man als Anwender Fehler dokumentieren und weitere Wege eintragen. Das erinnert ein wenig an das Openstreetmap, fühlt sich aber nicht so gut an. Denn anders als bei OSM sieht man aber nicht gleich das Ergebnis seiner Eingabe und erfährt auch nichts von den anderen Anwendern. Den korrekten Verlauf der Route im Rosengarten hatte ich zwar an Google gemeldet. Umgesetzt wurde die Korrektur aber erst nach Wochen und auch nur unvollständig. Waren vielleicht andere Anwender oder ein Kartenredaktuer anderer Auffassung über den korrekten Verlauf? Ich weiß ich nicht, und ich werde es von Google auch nicht erfahren. Anders bei Openstreetmap: Hier hätte ich mich über das interne Nachrichtensystem mit anderen Mappern über den korrekten Verlauf abstimmen können. Zwar werde ich wichtige Fehler weiter an Google melden, aber richtig mappen kann ich nur bei Openstreetmap, dem Original!
Fazit: Der Fahrradmodus ist gutes neues Feature für die App, die mit zig Millionen Usern eine der meistinstallierten Apps überhaupt ist. Allein, weil der Fahrradmodus jetzt da ist und eingefleischte Autofahrer sehen können, dass ernsthafter Stadtverkehr auch muskelgetrieben möglich ist. Und schöner. Das kann durchaus helfen, mehr Menschen aufs Fahrrad zu locken. Vor allem in Großstädten, wo es Verleihsysteme gibt und das Fahrrad mehr und mehr die interessante Alternative zur Taxifahrt wird. Für mich als Alltags-Faltradfahrer ist der Fahrradmodus eine echte Bereicherung. Wenn ich mit meinem Rad per Bahn in eine fremde Stadt komme, kann ich dort gleich losfahren und mich auf fahrradfreundlichen Routen zum Ziel führen lassen. Auf die Schilder muss ich dennoch achten, denn perfekt ist ist Googles Navi-App nicht.
(Der Artikel ist eine aktualisierte Fassung meines Posts im NRW-Blog.)