One-Woman-Radtour auf dem Radfernweg Kopenhagen – Berlin

„Wenn jemand eine Reise tut, so kann er was erzählen.“ Das wusste schon der Dichter Matthias Claudius, und es trifft besonders dann zu, wenn jemand seine Reise nicht all-inclusive gebucht, sondern persönlich geplant und der Ausführung förmlich entgegengefiebert hat. So wie unsere Autorin. Ihr lebendig geschriebenes persönliches Tagebuch fand im Heft leider nicht genug Platz. Wir veröffentlichen es deshalb hier im Internet. Viel Spaß beim Lesen!

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Nicht all-inclusive gebucht, sondern persönlich geplant war die Reise unserer Autorin auf dem Radfernweg Berlin-Kopenhagen

One-Woman-Radtour auf dem Radfernweg Kopenhagen – Berlin
(Mein persönliches Reisetagebuch)

(Sommer 2012) Eigentlich wollte ich, nachdem ich arbeitsmäßig in die „Freiheit“ entlassen wurde, diese Radtour schon im Mai machen. Bevor ich mich aber auf den Weg machte, um die ca. 650 km lange Strecke von Kopenhagen nach Berlin zu fahren, wo meine Tochter Katrin wohnt, wollte ich in Kopenhagen mit Vino, einem langjährigen Freund der Familie, seinen 77. Geburtstag feiern. Das hatte ich ihm an seinem 75. Geburtstag im Mai 2010 versprochen. Als ich aber im April meinen Besuch in Kopenhagen ankündigen wollte, erfuhr ich von seiner Tochter Martine, dass er eine Woche zuvor plötzlich verstorben war. Darüber war ich sehr traurig und habe meinen Reiseplan fürs Erste bis Juli/August verschoben. Vielleicht gab es ja im Bekanntenkreis Interessierte, die mitradeln könnten/wollten? Aber ich wurde vertröstet: „Ich überlege es mir!“ und „verspottet!“ – die Geste „Zeigefinger an Stirn“ wurde mir mehrmals gezeigt! 650 km??? Anscheinend hatte die Länge der Strecke abschreckende Wirkung!?

Es war mein Reisetraum, denn die dänische Strecke war ich quasi von Gedser bis Kopenhagen auf „Google Street view“ schon abgefahren und da reizte sie mich nur noch mehr. Deshalb wollte ich es nicht mehr zu lange aufschieben und auch nicht länger auf eventuelle Mitradler/innen warten. „Selbst ist die Frau!“ Ein Blick auf die Wettervorhersage verhieß eine relativ stabile Wetterlage für die nächste Zeit und so plante ich Ende Juli spontan meine One-Woman-Radtour. Ich dachte, ich hätte Zeit und habe mir die Strecke in +/- 50-km-Etappen eingeteilt, denn Katrin war erst ab 21. August wieder in Berlin und ich musste erst am 27. August zurück in Dormagen sein.

Zuerst habe ich nach einer günstigen Bahnverbindung nach Kopenhagen gesucht und den CNL (City-Night-Line) gewählt, um nicht mit Fahrrad und dem ganzen Gepüngel umsteigen zu müssen. Das Problem bei dieser Verbindung ist die Fahrrad-Mitnahme, denn in dem ganzen Zug (auch wenn noch genügend Sitz- und Liegeplätze buchbar sind) gibt es nur 8 Stellplätze im Fahrrad-Abteil. Das habe ich bei der Buchung/Reservierung über die DB-Servicenummer erfahren, denn erst am 6. August war noch ein Fahrrad-Stellplatz frei. Weil die Fahrrad-Stellplätze so rar sind, habe ich vorsichtshalber noch von zu Hause aus auch die Rückfahrt mit dem CNL von Berlin nach Köln gebucht. Zum Glück, denn ich musste die für Freitag (24. August) geplante Rückfahrt auf Mittwoch (22. August, 0.30 Uhr) vorverlegen, denn auch am Samstag und am Donnerstag (sonntags fährt der CNL nicht) gab es keine freien Rad-Stellplätze. „Sommerzeit ist Reisezeit!“ wurde mir am Service-Telefon gesagt. Auf meine Frage, weshalb die Bahn aufgrund der Nachfrage in der Hauptreiszeit nicht mehr Fahrradabteile anhängen könnte, habe ich aber keine Antwort bekommen! Der Aufenthalt bei Katrin, an deren Adresse meine Rückfahrkarte geschickt werden sollte, verkürzte sich deshalb auf nur einen halben Tag statt 2 ½ Tage. Schade!

Weil ich nun allein auf Tour ging, hatte ich mich entschlossen, statt meines Hercules-Rades mit meinem E-Bike auf Tour zu gehen, um evtl. kurz vor meinen Etappenzielen noch eine „Kraft-Reserve“ zu haben. Mein E-Bike war in der Inspektion, alles war in Ordnung! Jetzt konnte es losgehen! Kleidung und vor allem den Kleinkram (Fahrradkarten, Hotelbuchungen, ADFC Bett+Bike-Katalog, EC-Karte, DJH-Karte, Trinkflaschen, diverse Tupperdosen, Batterien, Ladekabel, Taschenlampe, … um nichts zu vergessen) hatte ich schon seit der Fahrkartenbuchung gesammelt. Deshalb waren die Packtaschen, ein kleiner Rucksack und die Lenkertasche schnell gepackt.

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