Das Magazin „mobil“ der Deutschen Bahn titelte in der Ausgabe vom Mai 2013: „Vorfahrt auf zwei Rädern“. Von einer „wichtigen Rolle des Fahrrads in den Verkehrskonzepten der Zukunft“ war die Rede und dass „Radfahrer auf die Überholspur gebracht werden“. Auch seien „Leihräder ein wesentlicher Teil der Vernetzung von Verkehrsmitteln wie U- und S-Bahn, Bus oder Carsharing“.
Die Verkehrswirklichkeit in und an niederrheinischen Bahnhöfen sieht leider anders aus. Sofern die Städte Unterhalt und Sanierung nicht in Eigenregie übernommen haben, bleibt die Fahrradförderung oft auf der Strecke. In Krefeld- Forstwald warten die Fahrgäste auf eine seit über zwei Jahren geplante Fahrradabstellanlage, in Krefeld-Oppum gibt es barrierefreie Zugänge nur für einen Teil der Gleise und in Krefeld-Uerdingen verkommt die überdachte Fahrradabstellanlage zu einer Müllkippe. Die 2012 errichteten Aufzüge im Krefelder Hauptbahnhof sind so knapp bemessen, dass manche Fahrräder mit großem Urlaubsgepäck nicht hineinpassen. Stadtplaner klagen immer wieder über wechselnde Ansprechpartner und unklare Zuständigkeiten bei der DB, die Bahn wiederum möchte möglichst zunehmend Lasten und Pflichten auf die Städte übertragen. Das ist leider kein fruchtbarer Boden für fahrradfreundliche Lösungen.
Besser funktioniert die Vernetzung von Fahrrad- und Bahnverkehr nur dort, wo Städte und Gemeinden alle Register bei den Fördermaßnahmen gezogen oder Eigenmittel eingesetzt haben. Positive Beispiele sind die barrierefreien Zugänge und Fahrrad-Abstellanlagen in Kempen und Geldern, die großzügig dimensionierte Anlage mit Fahrradboxen in Willich-Anrath und die gerade beschlossene Modernisierung des S-Bahnhofs Korschenbroich für 5,68 Mio Euro. Der VRR, zuständig für die Infrastruktur an S-Bahnhöfen, war schon in der Vergangenheit für fahrradfreundliche Lösungen bekannt. Bahnhöfe ohne S-Bahn-Linien dürften dadurch wohl für Fahrradfahrer auch weiterhin nur zweite oder dritte Wahl bleiben.