Editorial zur Herbstausgabe 2013
Wenn im Winter die Tage kürzer, die Jacken dicker und die Abstände zwischen den ADFCVeranstaltungen vorübergehend länger werden, ist das der richtige Zeitpunkt für eine Rückschau, aber auch schon für Zukunftspläne. Beides findet in dieser Ausgabe seinen Niederschlag: Die am Niederrhein ins Leben gerufene Benefizfahrt der Global Biking Initiative wird zum internationalen Exportschlager bis nach Ägypten. Der Fahrradaktivist Norbert Krause setzt nicht nur Mönchengladbach, sondern den ganzen linken Niederrhein überraschend in Szene. Zugleich nimmt in der Stadt um den Abteiberg ein frisch organisierter ADFCStadtverband Fahrt auf. In Krefeld gibt es Wechselbäder zwischen Hochstimmung bei der erfolgreich spendenfinanzierten Aktion Stadtradeln und Verzweiflung angesichts fehlender Mittel für die Unterhaltung und Modernisierung des Radverkehrsnetzes.
Aktionen wie diese können dazu beitragen, dass die Fahrradförderung in der kommunalen Verkehrsplanung nicht mehr ein Randthema bleibt. Denn noch wird die Förderung der nichtmotorisierten Verkehrsarten in den Chefetagen vieler Verwaltungen und Fraktionen eher als freiwillige Leistung und nicht als Pflichtprogramm angesehen.
Der bevorstehende Kommunalwahlkampf wird Gelegenheit bieten, bei den Parteien neben zweifellos wichtigen Themen wie der Finanzierung von Bildungseinrichtungen oder der Haushaltssanierung auch den Stellenwert des Fahrradverkehrs abzufragen.
Andreas Domanski
Im Rhein-Kreis Neuss tut sich ebenfalls einiges, auch wenn es für eine Verkehrswende noch nicht reicht. Dormagen und Meerbusch sind jetzt wie Krefeld mit Begeisterung beim Stadtradeln dabei, in Meerbusch wird ein erfahrener Verwaltungsprofi ehrenamtlicher Fahrradbeauftragter, und in Korschenbroich gibt das Kreisjugendamt mit Unterstützung des ADFC eine Freizeitkarte für Rad fahrende Familien heraus. Kaarst und andere Städte sollen bald folgen. Die Neusser Radstation beweist mit der logistischen Unterstützung der GBITour, was sie drauf hat. Aber eine Öffnung in den Abendstunden und am Wochenende ist immer noch nicht in Sicht – es fehlt an Personal. Stadt und Kreis Neuss verstehen allmählich, welch ein Potenzial für AlltagsRadverkehr und Tourismus damit liegen bleibt. Beide werden, so darf man hoffen, verstärkt darüber nachdenken, wie man diese Lücke wieder füllen kann.
Lücken in der Wegweisung für Radfahrer soll das Knotenpunktsystem nach niederländischem Vorbild schließen. Endlich kommt Schwung in dieses Projekt des etwas trägen Vereins Radregion Rheinland mit Schwerpunkt im KölnBonner Raum. Nach mehr als zwei Jahren Wartezeit sieht man nun im Kreisgebiet die ersten KnotenpunktWegweiser. Das haben auch unserere Fahrradfreunde in Mönchengladbach mitbekommen und sind schon dabei, ein Knotenpunktkonzept für ihre Stadt zu entwickeln. So schnell kann das gehen. Verkehrswende kommt nicht auf Anordnung von oben, sie braucht Impulse von unten!
Heribert Adamsky