Editorial zur Frühjahrsausgabe 2014
Liebe LeserInnen!
Der ADFC hat im Jahr 1979 als kleiner Club Bremer Fahrrad-Enthusiasten angefangen, die in den Augen vieler einen tapferen, scheinbar vergeblichen Kampf gegen die Übermacht des Autos führten – wie Don Quijote gegen die Windmühlen, die zu Cervantes‘ Zeit ein Symbol des Fortschritts waren wie im 20. Jahrhundert das Auto. Heute wissen wir: Jan Tebbe und seine Freunde waren keine Don Quijotes, sondern weitsichtige Köpfe, die bereits damals ahnten, dass das Auto auf lange Sicht seinen Fortschritts-Nimbus verlieren würde, weil es zu groß, zu schwer, zu hungrig und zu teuer war.
Fortschrittliche Mobilität wird heute nicht mehr mit Auto-Mobilität gleichgesetzt, sondern mit intelligenter, vernetzter, manchmal sogar virtueller Mobilität. Viele Menschen, besonders in den überfüllten Großstädten, sind heute mit der Bahn, morgen mit dem Fahrrad, übermorgen mit dem Leihwagen unterwegs – je nach Bedarf. Dem Fahrrad kommt dabei eine besondere Rolle zu – nicht, weil es die Lösung aller Verkehrsprobleme anzubieten hätte, dafür ist es in seiner Reichweite und Transportkapazität zu begrenzt. Aber es ist aus Kosten-Nutzen-Sicht das effizienteste Verkehrsmittel: Flexibler als die Bahn, preiswerter als das Auto, und es bringt Gesundheit und Spaß als Zusatznutzen.
Deshalb hat der ADFC-Bundesverband nach langer und gründlicher Debatte ein verkehrspolitisches Grundsatzprogramm beschlossen, das vor allem eines zum Ziel hat: Öffnung für alle! Der ADFC ist die Interessenvertretung aller Radfahrer – ausdrücklich auch derer, die nur gelegentlich in die Pedale treten. Denn je besser die Voraussetzungen für das Radfahren werden – von guten Radwegen über Tempo 30 auf den Straßen bis hin zu pfiffigen Serviceangeboten, um so häufiger werden die Gelegenheitsradler das Fahrrad zu schätzen wissen. Und das unterstützt der ADFC mit seinem neuen Programm. Umgesetzt wird es übrigens vor Ort, hier bei uns in den Kreisverbänden. Das weiß der Bundesverband und dafür hat er uns seine Unterstützung zugesagt.
Heribert Adamsky
Nach diesem milden Winter, in dem niemand frostbedingte Pausen einlegen musste, scheint das Bürgerinteresse an fahrradfreundlichen Maßnahmen besonders groß zu sein. Die Klimaschutzaktion Stadtradeln und die Verkehrssicherheitsaktion Black Box wird in Krefeld erneut durch Spenden von örtlichen Unternehmern und Bürgern unterstützt. ADFC-Mitglieder bieten die Reinigung und Auffrischung von örtlichen Wegweisern an. In Mönchengladbach machen Bürger per Internetportal Vorschläge für Knotenpunkte nach holländischem Vorbild. Dieses Bürgerengagement kann und will die Städte und Gemeinden natürlich nicht aus ihrer Zuständigkeit für die Infrastuktur und Verkehrssicherheit entlassen. Es zeigt aber, mit welch relativ geringem Aufwand manche Verbesserungen für den Radverkehr möglich sind. Auch wenn Bürgerengagement aus persönlicher Betroffenheit manchmal nicht in die städtische Weichenstellung zu passen scheint: Es lohnt sich, dieses Engagement zu fördern und maßvoll zu koordinieren.
Andreas Domanski