Wir bewegen was! – Das Verkehrspolitische Programm des ADFC

vpp_teaser„Wir haben eine Vision: Im Jahr 2025 erreichen die Menschen ihre Zielorte schnell, kostengünstig, umweltfreundlich und unter komfortablen Bedingungen. Damit das Realität wird, setzen wir uns für die Entwicklung eines Verkehrssystems ein, das auf Nähe und intelligente Verbindung verschiedener Verkehrsmittel baut. Und in dessen Mittelpunkt das Fahrrad steht.“ So beginnt die Präambel des Verkehrspolitischen Programms, das der ADFC auf der Bundeshauptversammlung 2013 in Aachen einstimmig beschlossen hat.

Das Verkehrspolitische Programm entsteht
Programmatische Texte hat es im ADFC bereits mehrfach gegeben. Die ursprüngliche Satzung von 1979 legt die Basis. 1985 sind die „Düsseldorfer Thesen“ veröffentlicht worden, zum zehnten Geburtstag des ADFC 1989 die „Bremer Thesen“. Seitdem hat es kein neues verkehrspolitisches Grundsatzprogramm mehr gegeben, wohl aber zahlreiche Einzelkonzepte und Themenpapiere. Deshalb hat der stellvertretende Bundesvorsitzende Ludger Koopmann 2010 mit der Arbeit am Verkehrspolitischen Programm begonnen. Wenig später erfolgte eine Umfrage unter allen ADFC-Kreisverbänden. Im Mai 2012 ist der Prozess beim Bundeshauptausschuss neu strukturiert worden. Seitdem begleitete eine Steuerungsgruppe, der auch der ADFC NRW angehörte, die Erstellung eines Referentenentwurfs. Ein Jahr später im Mai 2013 wurde der Entwurf neun Experten vorgelegt, die dem Konzept grundsätzlich eine gute Qualität bescheinigten, aber auch auf mögliche Verbesserungen hinwiesen. Diese Fassung wurde schließlich im Sommer vereinsintern im Internet veröffentlicht und diskutiert. Der Text wurde abschließend überarbeitet und mit kleinen Änderungen in Aachen von der Bundeshauptversammlung einstimmig beschlossen.

ADFC für alle
Das Verkehrspolitische Programm geht mit einer Neuausrichtung des ADFC unter dem Motto „ADFC für alle“ einher. Vergleicht man die Fahrradnutzung in Deutschland mit der Größe des ADFC, stellt man fest, dass nur 0,16 % der Gesamtbevölkerung im ADFC sind, aber 60 % das Fahrrad nutzen. Zum Vergleich: Der ADAC kommt auf einen Anteil von über 21 % an der Gesamtbevölkerung (Stand Januar 2011). Damit ist fast jeder 2. Kraftfahrzeughalter ADAC-Mitglied, während der ADFC nur einen verschwindend kleinen Anteil der Radfahrer als Mitglied hat. Deshalb wird sich der ADFC verstärkt auf die Interessen der „Mehrheitsradfahrer“ ausrichten. Die Bundeshauptversammlung hat 2012 beschlossen: „Der ADFC vertritt alle Fahrradfahrerinnen und Fahrradfahrer, unabhängig vom Alter, von der Nutzungsintensität des Fahrrades, den Gründen für das Fahrradfahren und dem Preis des genutzten Fahrrades.“

Das Verkehrspolitische Programm beschreibt in 10 Abschnitten, wie wir uns die Radverkehrsförderung unter verschiedenen Aspekten vorstellen:

1. Mehr als ein Fortbewegungsmittel – Das Rad bietet viele Lösungen
Radverkehrsförderung kann über viele unterschiedliche Ansätze erfolgen. So hat das Radfahren Auswirkungen auf die Energiewende, den Klimawandel oder die Gesundheit. Radverkehrsförderung muss als gesamtgesellschaftliche Aufgabe begriffen werden.

2. Sicherheit und Akzeptanz schaffen – Grundlagen der Radverkehrsförderung
Sicherheit ist ein zentrales Thema beim Radfahren. Deshalb müssen sich Radfahrer sicher fühlen, komfortabel fahren können und voll akzeptiert werden.

3. Umsteigen leicht gemacht – zum Radfahren motivieren
Deutschland muss eine eigenständige Fahrradkultur aufbauen, um die breite Bevölkerung zu Radfahren anzuregen.

4. Radverkehr erhöht Lebensqualität – Lebenswerte Städte und Dörfer
Die Anforderungen an den Radverkehr unterscheiden sich im städtischen Raum deutlich vom ländlichen. Die Förderung des Radverkehrs kann die Lebensqualität verbessern, wenn dabei die individuellen Stärken und Schwächen dieser Siedlungsräume berücksichtigt werden.

5. Zusammen geht was – Vernetzung der Verkehrsmittel
Ohne Autos wird es auch in der Zukunft nicht gehen. Das Rad kann seine Potenziale besonders gut ausspielen, wenn die Vernetzung mit anderen Verkehrsträgern wie Bus und Bahn, Taxi oder Car-Sharing klappt.

6. Radverkehr für alle – Infrastruktur
Radfahrer sind ein Spiegelbild der Gesellschaft. Ebenso vielfältig sind ihre individuellen Anforderungen an das Radfahren. Die Infrastruktur muss diesen unterschiedlichen Nutzungen gerecht werden.

7. Gut geschützt unterwegs – Verkehrssicherheit
Hohe Sicherheit im Straßenverkehr ist eine unverzichtbare Voraussetzung für das Radfahren. Dazu müssen die Gefahren reduziert werden, indem es Tempolimits gibt und eine Kultur des Miteinanders.

8. Finanzierung und Rechtsrahmen
Für die Radverkehrsförderung ist eine ausreichende Finanzierung notwendig. Um eine gleichberechtigung Ausstattung zu erreichen, müssen die bestehenden Gesetze und Strukturen angepasst werden.

9. Informiert bleiben – Evaluation und Forschung
In Deutschland gibt es kaum Forschungen zum Radverkehr. Deshalb muss die Forschung verstärkt werden. Es ist wichtig, den Erfolg von Maßnahmen zu überwachen und auszuwerten.

10. Wie geht’s weiter? – Ausblick
Das Verkehrspolitische Programm will nur einen groben Rahmen bieten. Die zahlreichen Details sind in weiterer Arbeit auf Bundes- und Landesebene sowie vor Ort zu klären.

Das Verkehrspolitische Programm richtet sich vor allem an die Bundes- und Landespolitik. Da es die Ziele nur auf recht abstrakter Ebene beschreibt, müssen die Positionen mit Themenpapieren und Konzepten konkretisiert werden. Das Programm versteht sich auch als ein wichtiges Instrument der innerverbandlichen Willensbildung und soll laufend fortgeschrieben werden. So bildete das Verkehrspolitische Programm im Februar 2014 den inhaltlichen Schwerpunkt auf dem ADFC Forum, dem bundesweiten Aktiventreff. Auch vor Ort kann das Programm genutzt werden, um Forderungen an die lokale Politik, Verwaltung und nicht zuletzt die Presse heranzutragen. Wer daran aktiv mitwirken möchte, wende sich bitte an die Kreisvorstände.

Links:
http://www.adfc.de/grundsatzprogramm/verkehrspolitisches-programm

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