Fahrradschloss: Niemals nur ab! Immer auch an!

Das wird nichts! Schlössern dieser Güte muss man schon mit einem Winkelschleifer zu Leibe rücken, um etwas zu erreichen. Mit dem Bolzenschneider knackt man nur einfache Schlossbügel.Wer sein Fahrrad liebt, der sichert es adäquat. Unterschiedliche Räder und Gegebenheiten erfordern unterschiedliche Strategien. Bei richtiger Schließtaktik und -Technik haben Diebe jedoch wenig Chancen – der pressedienst-fahrrad hat Tipps und Tricks zusammengetragen.

Die gute Nachricht zuerst: Die meisten Raddiebstähle sind Gelegenheitsdiebstähle und ließen sich mit einem soliden Schloss einfach verhindern, erklärt Torsten Mendel vom Schlossanbieter Abus (www.abus.de). Die häufigste Aufbruchmethode ist die brutale Form, hier finden Bolzen- oder Seitenschneider, Säge oder Hammer Verwendung. Intelligentere Öffnungsmethoden, wie das sogenannte Picking, sind in der Praxis laut Polizei hingegen eher selten. „Diebe nehmen sich im Schnitt drei Minuten Zeit, um ein Radschloss zu knacken“, weiß Mendel. Diese Zeitspanne gelte es, mit Strategie und Technik überbrücken.

Zehn Prozent für die Sicherheit

Grundsätzlich sollte man ca. zehn Prozent des Fahrradwertes in ein Schloss investieren, empfiehlt Gunnar Fehlau vom pressedienst-fahrrad: „Bei Alltagsrädern für 500 Euro sind einige Extra-Prozente sicherlich ratsam und ein kostspieliges Rennrad, das lediglich zum Training die eigenen vier Wände verlässt, bleibt unter der Zehnprozentmarke.“
Schutz ist auch eine Standortfrage

Dieben die Arbeit so unangenehm wie möglich zu machen – dazu rät Andreas Hombach vom Stadtmöblierer wsm (www.wsm.eu): „Belebte Orte sind besser als ruhige Ecken. Wenn möglich, stellen Sie das Rad in Sichtweite ab.“ Zudem sollte man ein Fahrrad immer auch an- und niemals nur abschließen. Hierfür eignen sich stabile Gegenstände wie Laternen und Straßenschilder oder die bekannten Anlehnparker. „Stellen Sie auch sicher, dass die Schließung für den Dieb möglichst schwer zugänglich ist, also nach unten zeigt. Gute Anlehnparker verfügen über eine Stahl-Öse, mit der Sie das Schloss möglichst weit vom Boden entfernt anbringen können. Dann lässt sich der Boden nicht als Hebel für zum Beispiel Bolzenschneider verwenden“, so Hombach.

Abschreckung hilft

Die Bildunterschrift wird in Bälde eingefügt. Sie können uns aber gern auch per E-Mail oder Telefon kontaktieren, wir helfen gerne weiter.Stefan Stiener von Velotraum (www.velotraum.de) rät zudem, auf Abschreckung zu setzen: „Wenn Langfinger auf den ersten Blick sehen, dass viel Arbeit auf sie zukommt, suchen sie sich einfachere Ziele: Kombinieren Sie dazu unter Umständen mehrere Schlosstypen, wie Bügel- und Kettenschloss.“ Das sei vor allen Dingen für Berufspendler ratsam, die ihr Rad stets an der gleichen Stelle oder an kriminellen Hotspots wie Bahnhöfen abstellen. Zudem kann auch schon das Rad selbst abschrecken, erklärt Stiener: „Unsere Velotraum-Räder sind Einzelanfertigungen und erregen ein gewisses Interesse. Diebe schreckt so etwas ab, denn Unikate lassen sich schlecht weiterverkaufen.“

Entscheidender Vorteil: Tarnung

Moderne LED-Radbeleuchtung verfügt an der Front wie am Heck über Standlicht. Was sehr sinnvoll ist, um das Schlüsselloch der Garage oder einen geeigneten Standort im Dunkeln zu finden, kann aber auch Diebe anziehen. Daher lässt sich an hellen Frontscheinwerfer wie dem „Luxos“ von Busch & Müller (mit Aufblendlicht bis 90 Lux, www.bumm.de), das Standlicht abschalten. So versinkt das Rad in der grauen Masse geparkter Räder.

„Lassen Sie Ihr Gepäck nicht unbeaufsichtigt“

Entgegen dieser Ansage auf dem Gleis kommt es auf Reisen und im Alltag doch vor, dass man ein bepacktes Rad kurz aus den Augen lassen muss. Und Gelegenheit macht Diebe, weiß der Volksmund. Passenden Schutz gegen die spontanes Entwenden bietet hier Taschenhersteller Ortlieb: Die Lenkertaschen der Serie (ab 79,95 Euro, www.ortlieb.com) lassen sich per Lenkerhalterung mit Schloss nicht nur ans Rad schließen, auch den Deckel kann man auf diese Weise sichern, sodass niemand im Vorbeigehen hineingreifen kann. Und auch für die klassischen wasserdichten Packtaschen mit „QL2“-Befestigung gibt es eine optionale Diebstahlsicherung (9,95 Euro).
Gepäckträger aus dem Hause Racktime (www.racktime.com) verfügen über das clevere Snap-It-System, mit dem sich verschiedene Taschen und Körbe schnell und sicher auf mehreren Rädern montieren lassen. Auf Wunsch gibt es den Snap-It auch mit Schloss. So bleibt der Aufsatz, wo er hingehört. Für Taschen ohne eigene Sicherung empfiehlt sich ein leichtes Kabelschloss, wie das „Combiflex Pro 202“ von Abus (80 g, ab 19,95 Euro).
Und für das bequeme Mitführen eines sehr sicheren Schlosses bietet zum Beispiel die Firma Tubus (www.tubus.com) den Gepäckträger „Locc“ an (109,90 Euro). Er verfügt über eine Klickfix-Halterung, mit der sich Bügelschlösser von Abus schnell und einfach befestigen lassen – mit Packtaschen oder ohne.

Sichere Sänfte

Die sicherste Art, Kinder mit dem Rad mitzunehmen, ist der Kindertransporter. „Viele Eltern bringen ihre Kleinen zur Kita und radeln dann weiter zur Arbeit. Dort würde der Anhänger stören, deshalb wird er gleich an der Kita geparkt“, erklärt Natascha Grieffenhagen, Produktmanagerin beim Kölner Hersteller Croozer (www.croozer.de). „Wir empfehlen hier ein Extraschloss mit Stahlschlaufe zu verwenden. So sind auch die leicht abnehmbaren Räder ausreichend gesichert. Eventuell kann man das Schloss ja direkt immer dort lassen, wo der Transporter öfter steht. Ein Zahlenschloss erspart einen extra Schlüssel am Bund.“ Alternativ bieten Schlosshersteller die Möglichkeit, mehrere Schlösser mit derselben Schließung zu ordern.

Systemintegration

Normalerweise ist ein Schloss ja Fahrradzubehör. Manche Hersteller erklären es jedoch zum Bauteil! „Bekannt vom Hollandrad ist das klassische Bäckerschloss“, sagt Anke Namendorf vom niederländischen Traditionsunternehmen Koga (www.koga.com). Fest mit dem Rahmen verschraubt, schützt es das Rad gegen bloßes Wegfahren. Moderne Rahmenschlösser gibt es in allen erdenklichen Varianten mit abziehbarem und nicht abziehbarem Schlüssel und sogar mit der Erweiterung um Kabelschlaufen oder Ketten zum Anschließen an festen Gegenständen.

Einen ähnlichen Weg beschreitet der Darmstädter Pedelec-Hersteller Riese & Müller (www.r-m.de) mit dem neuen Komfortklassiker „Avenue hybrid II“ (ab 3.999 Euro). Nicht nur die Kettenführung und der Gepäckträger sind hier in den Rahmen integriert, sondern auch ein Kabelschloss, das sich einhändig bedienen lässt. Clever: Für Rahmenschloss und Akku des Pedelec-Antriebs wird derselbe Schlüssel verwendet.

Quelle: pressedienst-fahrrad.de

Dieser Beitrag wurde unter Ausgabe 2 / 2014, Technik veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

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