Falträder sind universell und praktisch. Meist fährt man damit im Alltag in der Stadt, sie sind aber auch gut für Touren und für Zugreisen geeignet. Lesen Sie hier einen Erfahrungsbericht und eine kleine Typenkunde.
Ein Erfahrungsbericht
Seit 17 Jahren nutze ich ein Faltrad, um mit der Kombination Bahn und Rad zur Arbeit und zu allerhand anderen Verabredungen zu fahren – für mich unschlagbar genial. An Start und Zielort direkt per Rad losfahren und nicht erst auf den Bus warten (aber sehr wohl mit dem Bus fahren zu können, wenn mir danach ist). Es macht einfach Spaß und man spart nebenbei viel Lebenszeit.
Worauf man beim Faltrad achten sollte?
Meines Erachtens sollte es voll verkehrstauglich ausgerüstet sein. Wenn es mal länger dauert, wenn das „große Rad“ mal kaputt ist, Gäste da sind, freue ich mich über Licht (Nabendynamo ist natürlich klasse!) und bequemes Fahren auch auf längeren Strecken (20 km wenn mal die Bahn ausfällt). Ein paar Gänge für den Gegenwind sollten ebenfalls vorhanden sein.
Bequemlichkeit ist relativ und sollte beim Probefahren getestet werden, schnelles Falten ist schön aber noch wichtiger ist ein geringes Packmaß, wenn das Rad im Eckchen in der Bahn stehen soll. Ich bin oft froh, nicht im Fahrradabteil diskutieren zu müssen, ob die Nicht-Fahrradbesitzer wohl bereit wären Platz zu machen. Ich steige einfach schon woanders ein! Ein extra Bahn-Ticket benötige ich für das Faltrad nicht, da es als Gepäckstück zählt. Bus fahren wir zwei auch schon mal, aber eher wenn wenig Leute unterwegs sind.
Selber stehen können sollte das Rad im gefalteten wie im ausgeklappten Zustand, das erleichtert das Leben und es kann dann in der Bahn ohne meine Hilfe mitfahren … und ich einen Sitzplatz nutzen. Gewicht ist bei den kurzen Tragestrecken ein Thema (bei mir 11 kg). Aber da es schnell entfaltet ist, schiebe ich es meistens wie jedes andere Rad auch bis man fahren darf.
Gewöhnungsbedürftig aber recht angenehm zu fahren sind die kleineren Räder (und eine direktere Lenkung, das wird von Rad zu Rad verschieden sein).
Ich kann gut damit Einkaufen – Kleinigkeiten kann ich auch mal an den Lenker hängen, ohne dass sich diese in den Reifen verheddern. Es werden auch gute Gepäcksysteme angeboten (z. B. Gepäckträger-Block von Brompton, worüber passende Taschen vieler verschiedener Hersteller genutzt werden können) . Mir persönlich ist das zu viel Ballast, wenn ich sie nicht benötige.
Da mein Faltrad wenig Platz benötigt, brauche ich auch keine Garage und stelle es mal eben im Hausflur ab. Die Sattelhöhe wird beim Ausklappen eingestellt, jederzeit flexibel verstellbar. Sehr familientauglich, da das Rad auch mal von anderen Familienmitgliedern genutzt werden kann. Ich denke aktuell über weitere Falträder für die Familie nach – es gibt derzeit so schicke Farben!
Ich fahre Brompton, aber das ist mehr eine Glaubenssache.
b.s.
Kleine Typenkunde
von Peter Beckers
Zerlegräder
Zerlegräder sehen oft gleich aus wie Klappräder, haben meist nur eine Stelle oder Linie am Rahmen, wo sie geteilt werden. Eine weitere Verkleinerung erfolgt meist durch Herausnahme von Sattelstütze und Lenker, manchmal auch Entnahme der Laufräder, Gepäckträger, Schutzbleche usw.
Da es unpraktisch ist, auf dem Bahnsteig mit vielen losen Teilen herumzustehen, um sich gleich mit vielen Reisenden um Einstieg und einen bequemen Platz zu käbbeln, wird diese Fahrradverkleinerungsmöglichkeit eher von Automobilisten oder Fernreisenden angewendet. Letztere haben dann oft eine passende Tasche bei sich, in der sie die Teile ihres zerlegten Reiserades verstauen.
Klappräder
Hiermit bezeichnet man in der Fahrradbranche und auch allgemein eher die ältere, unvollkommene, in schlechter Qualität, schwer und billig daherkommende Variante verkleinerbarer Räder. Dem Volk als Zubehör des in den Sechzigern des letzten Jahrhunderts die Straßen erobernden Automobils verkauft, musste es vor allem billig sein und stellte den vielleicht größten Niedergang in der Geschichte des Fahrrades dar. Die Außenabmessungen des geklappten Rades spielten im damals oft großen Kofferraum (= noch fehlende Knautschzone) eine geringere Rolle. Lenker und Sattel wurden noch nicht so weit umgeklappt/eingeschoben wie heute, auf die Steifigkeit des Klappgelenks wurde weniger Wert gelegt, die Qualität der Laufräder ergab schlechte Rollwiderstandswerte, die fehlende Schaltung ließ eh keine flotte Geschwindigkeit zu, die abzubremsen damals ein mühsames und gedulderforderndes Geschäft waren. Heute werden Klappräder gelegentlich von älteren Menschen nachgefragt, die eher ein billiges Kompaktrad mit tiefem Durchstieg suchen.
Falträder
Falträder sind, wie der Name schon andeutet, das Origami der Fahrradtechnik. Durch die Erfindung des Klapplenkers und des hinter dem Tretlager durchgeschobenen Sattelrohres wurde das Faltrad so klein, das es auch schon mal unter den Sitz in der Eisenbahn passt, eingepackt in eine passende Hülle im Reisetaschenformat. Die Spitzenprodukte dieser Gattung beziehen auch noch die Schwingengelenke ihrer Hinterradfederung ein und verkleinern sich dadurch um ein Weiteres: Brompton und Birdy / Riese& Müller, um mal die bekanntesten zu nennen.
Durch Hochdruckreifen mit geringem Rollwiderstand, vielfältigen Schaltungen und guten Bremsen sind heutige Falträder annähernd so gut wie große Fahrräder zu fahren, so daß es auch viele Fahrradtouristen mit Falträdern gibt. Zumal mit geeigneten Packtaschensystemen auch die Gepäckfrage gelöst werden kann. Aber vor allem im Gewusel der Großstädte, insbesondere um die Bahnhöfe herum, sind Falträder heute nicht mehr wegzudenken, denn sie ermöglichen dem praktisch und umweltbewußten Großstädter von heute eine unabhängige Mobilität, die mit dem früher als fortschrittlich gepriesenen „Automobil“ oft nicht mehr möglich ist.