Standard bei der Kinderbeförderung zum Kindergarten ist ja immer noch das Auto. Nun ist in letzter Zeit bekannt geworden, dass diese Option die Kinder durch die Ein- und Aussteigesituation stärker gefährdet als ein Kindertransport per Rad, zu Fuß oder in öffentlichen Verkehrsmitteln. Wer das weiß, überlegt sich: Kommt für mich vielleicht ein Elterntaxi mit dem Fahrrad in Betracht? Von Christian Eckert
Er oder sie stellt sich aber auch häufig sofort die Anschlussfragen: Wie kann denn ein sicherer Kindertransport per Fahrrad aussehen? Geht das auch bei mehreren Kindern? Muss man schweißgebadet ankommen? Auf diese Fragen möchte ich im Folgenden gerne eingehen.
Seit unsere ältere Tochter in „beförderungsfähigem“ Alter ist (das ist beim Fahrrad ein wenig später als beim Auto, nämlich erst mit etwa 10 Monaten), fährt sie in einem Kinderanhänger, zuerst im Solo-Anhänger, seit Geburt unserer zweiten (nur 1 ½ Jahre auseinander) fahren beide im Doppelwagen mit. Damit wäre schon die Frage beantwortet, ob das auch bei zwei Kindern geht.
Warum wir einen Kinderanhänger und nicht einen Kindersitz haben? Nun: Unser Verkehrsmittel Nr. 1 ist das Fahrrad, daher sollte auch die Beförderung der Kinder weniger eine Geldfrage sein, sondern vor allem von Sicherheits- und Komfortaspekten bestimmt sein. Billig ist der Anhänger natürlich nicht zu haben – Kindersitze auf dem Fahrrad sind deutlich günstiger; aber auch unkomfortabler und vor allem unsicherer, denn bei Sturz des Rades stürzt auch das Kind mit zu Boden und ein schützender Käfig wie beim Anhänger existiert nicht. Außerdem ist ein Anhänger – zusätzlich mit Fahne ausgestattet – gut sichtbar. Das ist wichtig in unserem hektischen und oft unüberschaubaren Straßenverkehr. Zusätzliche Beleuchtung sollte aber unbedingt installiert werden, wir nutzen ein blinkendes Rücklicht, das Aufmerksamkeit erzeugt, zudem weitere Sicherheitselemente wie Reflektorwesten und Rückspiegel.
Zum Thema „billig“: Wer die Modelle der führenden Hersteller, z. B. Chariot, Burley oder Weber ersteht (hier kostet ein „Einer“ etwa 700 Euro und ein „Zweier“ etwa 900 Euro), hat ein sicheres und dauerhaftes Gefährt. Im Unterschied zu den billigeren Modellen ist die Verarbeitung einfach besser, was wir im Alltag oft zu schätzen wissen. Am Ende der Nutzung (Kinder können bis zum 7. Lebensjahr darin sitzen) steht sogar ein nennenswerter Wiederverkaufswert. Der Kauf des „Gebrauchten“ freut dann wiederum Familien, die gute Qualität suchen, aber die hohen Anschaffungskosten scheuen.
Komfortabel ist ein Anhänger in jedem Fall dadurch, dass das Kind geschützt auch vor Regen und Kälte sitzt. Wer die Befürchtung hat, das Kind sitze in Höhe der Auspuffrohre der Autos und sei dadurch schadstoffbelastet, googele mal zum Thema „Schadstoffbelastung im Innenraum von Autos“: Hiergegen ist der Kinderanhänger-Innenraum ein Gesundbrunnen, denn wo immer möglich meiden wir Hauptstraßen und radeln die weniger befahrenen Nebenstrecken.
Beim Stichwort „Nebenstrecken“ komme ich zur weiteren Frage: „Ist das nicht furchtbar anstrengend? Kommt man nicht überall schweißgebadet an?“. Das hängt zunächst einmal von der Entfernung und der persönlichen Fitness ab – bis 2 km braucht aber im Prinzip niemand Befürchtungen zu haben, denn Anhänger rollen recht leicht mit. Da wir größere Strecken fahren (knapp 10 km pro Strecke), haben wir uns für Pedelecs entschieden. Dies ermöglicht uns außer dem schweißarmen auch den flotten Transport und – hier komme ich auf das Stichwort zurück – die Wahl von Nebenstrecken, die ja in der Regel länger sind als die kürzesten, aber sicherer, gesünder und vor allem viel schöner; unser Weg morgens bei Sonnenaufgang durch das „Fischelner Bruch“ gehört zu den schönsten Naturerlebnissen des Tages. Wenn wir kurze Strecken fahren, nutzen wir aber auch unsere Fahrräder ohne Zusatzmotor. Dies ist beliebig möglich, da jedes unserer Räder mit einem Adapter zum Befestigen unserer Anhänger ausgestattet ist.
Moderne Kinderanhänger sind übrigens auch blitzschnell in einen Kinderwagen mit 4 Rädern zu verwandeln. Auch haben sie in der Regel einen ordentlichen Stauraum, der durchaus das Volumen von zwei großen Packtaschen hat. Aufpassen muss man mit ihnen in Bus und Bahn, insbesondere in letzteren, da nicht alle Straßenbahnen die Einstiegsbreite für Zweieranhänger haben und die DB Kinderanhänger nicht gerne in IC oder ICE sieht.
Zusammenfassend würde ich sagen, dass zu einem guten Fahrradfuhrpark einer radelnden Familie zwingend ein Kinderanhänger gehört. Bei uns wird dieser, sobald die Kinder aus ihm herausgewachsen sein werden (mit Fell und warmer Kleidung im Winter ist dies schon bei 5 – 6jährigen der Fall), wohl durch ein Kindertransportfahrrad abgelöst werden, das eine große Kabine für zwei Kinder vorne und – erneut – einen Elektromotorantrieb hat. Alternativ bietet sich für Kinder ab 5 Jahren bis zum ganz selbständigen Radfahren das sogenannte Trailerbike an, ein einrädriges Rad, das an das Rad des Elternteils angekoppelt ist und auf dem das Kind mittreten kann. Bei den Trailersystemen gibt es sogar die Variante „normales Kinderrad an Elternrad ankoppeln“ – dies ist allerdings weniger alltagstauglich. Dieses Übergangsstadium, bis Eltern ihre Kinder ganz selbständig fahren lassen, ist dann wohl die Phase, die die meisten Überlegungen erfordert. Nach unserer Überzeugung brauchen Kinder jedoch in keinem Alter in einem Auto Platz zu nehmen und aufgrund unserer bisherigen Erfahrungen tut ihnen dies auch sehr gut.