Mit Meerbusch, Neuss, Grevenbroich und Kaarst interessieren sich gleich vier Städte im
Rhein-Kreis Neuss für eine Mitgliedschaft in der Arbeitgemeinschaft fahrrad- und
fußgängerfreundlicher Städte. Eine Momentaufnahme im Herbst.
Meerbusch geht voran
Still und leise hat sich Meerbusch bereits im Jahr 2013 mit der Vorlage eines Fahrradkonzepts und mit der Bestellung eines Fahrradbeauftragten (wir berichteten) auf den Weg in Richtung AGFS gemacht. Im Frühjahr 2014 gab es den formellen Beschluss, die Aufnahme zu beantragen, und im Sommer 2015 legte die Verwaltung ein 79 Seiten starkes Rahmenkonzept zur Radverkehrsförderung vor, das zugleich als Bewerbungsunterlage für die Aufnahme in die AGFS dient. Ein wesentliches Element des Rahmenkonzepts sind die unter dem Motto „Actio und Reactio“ gebündelten kommunikativen Maßnahmen wie Plakataktionen an Bushaltestellen und – bereits seit drei Jahren – die Teilnahme am Stadtradeln. Die Meerbuscher RadverkehrsInfrastruktur
gilt zwar als rückständig, aber die lange Liste geplanter Maßnahmen im Anhang des Rahmenkonzepts zeigt, dass man eine Modernisierung angehen will. Die Verwaltung geht mit gutem Beispiel voran, hat Dienst-Pedelecs angeschafft und bezieht den ADFC in seine Aktivitäten mit ein.
Neuss zieht nach
Viele Radfahrer in der Quirinusstadt fragen sich, warum Politik und Verwaltung sich nicht
schon längst um eine AGFS-Aufnahme bemüht haben. Denn die Infrastruktur ist an vielen
Stellen auf einem deutlich moderneren Stand als etwa in Meerbusch und Kaarst. An konfliktträchtige Aufgaben wie die Öffnung aller Einbahnstraßen in der Innenstadt für den
Radverkehr, was auch Parkplätze kosten könnte, traut sich die Verwaltung jedoch noch nicht so recht heran. Und anders als in Meerbusch findet in Neuss Öffentlichkeitsarbeit für das Radfahren bislang nicht statt. Erfreulich ist, dass die Verwaltung auf der fachlichen Ebene regelmäßig das Gespräch mit dem ADFC und mindestens einmal jährlich Befahrungen mit dem Rad durchführt, deren Ergebnisse im Arbeitskreis Rad und Fuß besprochen werden.
Mit der Teilnahme am Planungswettbewerb Radschnellwege hat die Stadt Mut bewiesen. Wir gehen davon aus, dass Neuss nach Fertigstellung der derzeit laufenden Machbarkeitsstudie die Planung und den Bau des Radschnellwegs konsequent angeht. Das wird, gemeinsam mit Düsseldorf und Monheim, ein Leuchtturmprojekt für die ganze Region!
Im Frühjahr hat die Neusser Politik einen Grundsatzbeschluss gefällt, und die Verwaltung soll noch in diesem Jahr eine Bewerbung bei der AGFS einreichen. Ein zeitlich sehr ambitionierter Plan.
Wie es weiter geht
Der ADFC begrüßt, dass Meerbusch und Neuss Nägel jetzt mit Köpfen machen wollen und ihre AGFS-Bewerbungen auf den Weg bringen. Wir werden beide Verfahren konstruktiv und kritisch begleiten. In Grevenbroich und in Kaarst bildet sich gerade der politische Wille heraus, ebenfalls Initiativen in Richtung AGFS zu starten. Die Verwaltungen dort tun gut daran, genau zu beobachten, was bei den Bewerbungen ihrer Nachbarn gut läuft und was nicht so gut.
Wichtig ist, dass die Bewerber sich messbare, ambitionierte und realistische Ziele setzen. 25 Prozent Anteil Radverkehr insgesamt und 40 Prozent Anteil am Schülerverkehr, daran kann man sich heute orientieren. An Leuchtturmprojekten aus der Region – Kleve, Moers, Ratingen – kann man sehen, wie es geht. Wichtig für eine fahrradfreundliche Stadt ist auch: Sie sollte immer den Rad fahrenden Schülern besondere Aufmerksamkeit schenken.
Denn die sind die Berufspendler von morgen.
Sie wollen auf dem Laufenden bleiben? Aktuelle Informationen zum Stand der AGFS-Bewerbungen finden Sie hier: www.adfc-ne.de/agfs