Neuss klopft an die Türe der AGFS

ne_agfs_logo-kombiAuf einmal ging alles sehr schnell. Nach Beauftragung durch die Politik im Herbst hat die Verwaltung inzwischen den Aufnahmeantrag bei der AGFS eingereicht, und eine Vorbereisung hat bereits stattgefunden. Was bedeutet das?

Zunächst müssen wir erklären, was AGFS bedeutet. Ursprünglich stand die Abkürzung schlicht für „Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundlicher Städte“. Doch dann stellte man fest, dass lebenswerte Städte auch freundlich zu Fußgängern sein müssen. Und dass das nicht nur für Städte gilt. Seitdem heißt es „Arbeitsgemeinschaft fahrrad- und fußgängerfreundlicher Städte, Kreise und Gemeinden.“.

Am 25. September 2015 hat der Rat der Stadt Neuss einstimmig beschlossen, der Empfehlung des Ausschusses für Planung und Stadtentwicklung zu folgen, dass die Verwaltung einen Antrag auf Aufnahme in die AGFS stellen soll. Grundlage ist ein 29-seitiges Bewerbungsschreiben mit Anlagen.

Werbung fürs Fahrrad entscheidet

In der Beratungsunterlage für die Stadtverordneten streicht die Verwaltung die entscheidenden Vorteile der AGFS heraus:

  • gemeinsame professionelle*   Öffentlichkeitsarbeit
  • Vorbereitung und Durchführung von Akti-*   onen werden professionell unterstützt
  • Fördermittel für Öffentlichkeitsarbeit werden*   nur AGFS-Mitgliedern gewährt
  • ständiger Erfahrungsaustausch
  • Imagegewinn
  • AGFS als fachspezifische Interessensvertre-*   tung der Kommunen gegenüber Land, Bund*   und EU

Für uns Radfahrer ist es in gutes Zeichen, dass die Verwaltung verstanden hat, worauf es ankommt: Nicht auf Geld für den Radwegebau, wie manche Politiker meinen, denn darauf haben AGFS-Mitglieder keinen privilegierten Anspruch. Entscheidend ist die Förderung des Radverkehrs durch aktive Kommunikation und fachliche Zusammenarbeit mit anderen Kommunen! Der Arbeitskreis Rad und Fuß fand das Konzept noch nicht ausreichend und gab der Verwaltung einige Ergänzungen mit auf den Weg (gekürzt):

  • Setzung quantifizierbarer Ziele, z.B.*   20 Prozent Radverkehr
  • Ernennung eines Rad- und Fußbeauftragten
  • Errichtung einer E-Bike-Netzstation
  • Durchführung von Aktionstagen
  • Radstation länger öffnen
  • Verbesserungen der bestehenden Netze
  • Bewachtes Fahrradparken bei Events
  • Verbesserungen der Abstellanlagen
  • Beteiligung im Stadradeln (Klimaschutz)

Der Ratsbeschluss vom 25. September enthält auch den Auftrag an die Verwaltung, diese Liste in die Bewerbung einzuarbeiten. Das ist inzwischen erfolgt, und es hat bereits eine Vorbereisung durch die Kommission gegeben.

Tut mehr für die Schüler!

Schüler auf der Drususallee. In einem fahrradfreundlichen Neuss könnte sie zur Fahrradstraße werden. Dann haben die Radfahrer Vorrang und dürfen nebeneinander fahren, der Radfahrstreifen entfällt. Werden die Autofahrer das respektieren? Schreiben Sie uns Ihre Meinung!

Schüler auf der Drususallee. In einem fahrradfreundlichen Neuss könnte sie zur Fahrradstraße werden. Dann haben die Radfahrer Vorrang und dürfen nebeneinander fahren, der Radfahrstreifen entfällt. Werden die Autofahrer das respektieren? Schreiben Sie uns Ihre Meinung!

Aus Sicht des ADFC fehlen im Neusser AGFS-Konzept jedoch einige wichtige Punkte. Da wären vor allem die die Interessen der Rad fahrenden Kinder zu nennen. Als Schüler können sie zu Fuß oder mit dem Fahrrad erstmals erfahren, was es heißt, eigenständig mobil zu sein und dabei ihre persönliche Freiheit entdecken. Die Stadt muss sie bei der Entwicklung der zugehörigen Kompetenzen unterstützen.

Andere Städte machen vor, wie es geht: Krefeld gibt den Kindern Tipps für den sicheren Weg zur Schule mit: kindgerecht gestalteten Kinderstadtpläne für Grundschüler und Schulradwegpläne für Schüler der Sekundarstufe. Die Stadt Moers hat sich den Interessen der Schüler mit einer umfangreichen Umfrage zu deren Radfahrverhalten genähert. Und Kleve hat sich mit 40 Prozent Anteil Fahrrad am Schülerverkehr ein ambitioniertes quantitatives Ziel gesetzt.

Öffnet mehr Einbahnstraßen!

Die Neusser City aus Radfahrersicht. Grün: uneingeschränkt befahrbar, rot: für Radverkehr gesperrt, lila: Radfahren eingeschränkt, z.B. Einbahnstraße (meistens), zeitlich begrenzt oder Anliegerstraße. Einbahnstraßen dienen der Regulierung des Autoverkehrs, für Radfahrer stellen sie nur Hindernisse dar, die sie zu Umwegen zwingen. Daher ist jede Einbahnstraße für Radfahrer eine zuviel.

Die Neusser City aus Radfahrersicht. Grün: uneingeschränkt befahrbar, rot: für Radverkehr gesperrt, lila: Radfahren eingeschränkt, z.B. Einbahnstraße (meistens), zeitlich begrenzt oder Anliegerstraße. Einbahnstraßen dienen der Regulierung des Autoverkehrs, für Radfahrer stellen sie nur Hindernisse dar, die sie zu Umwegen zwingen. Daher ist jede Einbahnstraße für Radfahrer eine zuviel. (Kartengrundlage: Openstreetmap)

Die Stadt Neuss wird in Kürze mit der Kapitelstraße eine weitere Einbahnstraße für Radfahrer in Gegenrichtung öffnen, die Kanalstraße soll nach Ergänzung zweiter Ampelanlagen folgen und ist darüber hinaus ein heißer Kandidat für eine Fahrradstraße. Das sind gute Vorhaben, doch danach will die Stadt erst mal keine weiteren Einbahnstraßen öffnen. Das ist weniger erfreulich, denn der Neusser Stadtkern ist noch voll von Einbahnstraßen, die Radfahrer zu Umwegen zwingen. Der ADFC erarbeitet gemeinsam mit der Agenda 21 ein Einbahnstraßenkonzept für die Neusser Innenstadt und wird dieses in Kürze vorstellen.

Unser Fazit: Wir hoffen, dass es die Stadt Neuss in die AGFS schafft, doch dann geht die Arbeit für ein fahrradfreundliches Neuss richtig los. Die Verwaltung ist dafür bereit, Teile der Politik müssen noch überzeugt werden. Eine Teilnahme an der Aktion  Stadtradeln noch in diesem Sommer kann dabei helfen.

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