Der Berliner Mauerweg

Ein Reisebericht von Dirk Rheydt, der auszog um den Berliner Mauerweg mit dem Rad zu erkunden. Seine Erlebnisse und Eindrücke schildert er hier.

Wer schon einmal in Berlin war, weiß dass sich dort vieles um die Berliner Mauer dreht. Mehrere Millionen Menschen aus vielen Ländern zieht es jedes Jahr nach Berlin, um auf den Spuren der deutschen Geschichte zu wandern. Egal, wohin man hinschaut, die Berliner Mauer ist allgegenwärtig.

Während sich das Meiste in der Innenstadt abspielt, wollte ich mal einen Blick hinter die Kulissen werfen und den kompletten Berliner Mauerweg abfahren. Der Berliner Mauerweg ist ein etwa 160 Kilometer langer Rad- und Fußwanderweg in Berlin und Brandenburg. Er folgt weitgehend dem früheren Verlauf der Berliner Mauer um West-Berlin. Überwiegend verläuft er auf dem früheren Postenweg der Grenztruppen der DDR. Mir wurde schnell klar, dass ich nicht der Einzige war, der diese Idee hatte. Denn unterwegs begegneten mir viele andere Fahrradfahrer mit Satteltaschen, die eine Mehrtagestour unternahmen.

Den GPX-Track hatte ich mir zuvor im Internet runtergeladen und auf mein Garmin gespielt. Da der komplette Mauerweg gut ausgeschildert ist, wäre dies aber nicht notwendig gewesen.

Leider hängen die Wegweiser recht hoch und wurden in einem hellen Grauton gestaltet, so dass die Schilder nicht immer auf den ersten Blick zu erkennen waren. Wir Niederrheiner sind da ja eher einen gut erkennbaren Rotton gewöhnt. Außerdem sind mir kleine Unschärfen beim GPX-Track und der Beschilderung aufgefallen. Das liegt wohl daran, dass einige Abschnitte des Berliner Mauerweges in den letzten Jahren ausgebessert und diese nicht im GPX-Track aktualisiert wurden. Auf der gesamten Strecke gibt es immer wieder Informationstafeln, die z. B. Luftbilder zeigen, wie die Mauer damals in diesem Abschnitt verlaufen ist. Auch wird immer wieder auf Fluchtversuche und Menschen hingewiesen, die dabei ihren Tod fanden. Das Ganze ist schon sehr beeindruckend aber auch irgendwie bedrückend.

Dirk Rheydt vor der Berliner Mauer am 5. Juni 2016

Dirk Rheydt vor der Berliner Mauer am 5. Juni 2016

Der Berliner Mauerweg wurde zwischen 2002 und 2006 ins Leben gerufen und seine Wege sind so unterschiedlich wie Berlin selbst.

Mal fährt man einen 10 km langen Radschnellweg (Berlin Schönfeld), dann wieder einen Straßenabschnitt mit Pflastersteinen, auf denen man noch nicht einmal sein Rad vernünftig schieben kann, um letztendlich durch den Wald auf Schotterwegen zu fahren. Auf einem kleinen Abschnitt muss man sogar vom Fahrrad auf das Schiff umsteigen, da die Grenze durch den großen Wannsee verlief (4,60 Euro inkl. Fahrrad). Bei dieser Tour benötigt man auf jeden Fall ein gutes Sitzpolster. Am besten nutzt man ein Mountain- oder Touren-Bike, aber auf keinen Fall ein Rennrad. Im Zentrum von Berlin wurde der Verlauf der Mauer teilweise in das Straßenpflaster eingearbeitet, so dass man eine Vorstellung darüber erhält, wie die Mauer damals dort verlief. So wird einem auch schnell klar, das heute dort Straßen und Wege verlaufen, wo früher die Mauer gestanden hat. Während Überbleibsel der Mauer eigentlich nur noch im Zentrum von Berlin zu sehen sind, findet man weiter draußen schon einmal den ein oder anderen Wachturm.

Ich war positiv überrascht, wie grün Berlin ist. Man fährt viel durch dichte Wälder, entlang von Kanälen und Flüssen (z. B. Obere Havel) und durch tolle Naturschutzgebiete. Dabei wurde ich größtenteils von Vogelgezwitscher begleitet, was sehr entspannend auf mich wirkte. Auf jeden Fall sollte man ausreichend Proviant dabei haben, da es unterwegs kaum Einkehrmöglichkeiten gibt. Die wenigen, die auf dem Weg liegen, sollte man möglichst nutzen, da diese sehr schön sind und zum Verweilen einladen.

berliner-mauer-ostbahnhof

Berliner Mauer Nähe Ostbahnhof

Gut trainierte Radfahrer können den Berliner Mauerweg an einem Tag schaffen. Man sollte für diese Strecke aber besser mehr Zeit einplanen, da es unterwegs viel zu sehen und zu erleben gibt. Wem das alles viel zu viel ist, dem empfehle ich die geführten Radtouren von „Berlin on Bike“ (www.berlinonbike.de). Hier erlebt man die Geschichte der Mauer in kurzer Zeit, während man mit dem Rad von einem Hotspot zum anderen fährt und dabei von einem kompetenten Reiseführer interessante Anekdoten erzählt bekommt.

Mein persönliches Fazit zum Berliner Mauerweg: Eine sehr entspannte Tour, bei der man seine Wahrnehmung über die Länge der Berliner Mauer schärft. Unterwegs hat man viel Gelegenheit darüber nachzudenken, zu welchem Schwachsinn Menschen in der Lage sind. Die beeindruckende Natur und Ruhe auf der Strecke hatte ich so nicht erwartet. Während man größtenteils auf verkehrsarmen Wegen fährt, braucht man sich im Stadtzentrum nicht zu fürchten. Die Berliner Straßen sind bei weitem viel breiter als wir es gewohnt sind und die rücksichtsvollen Autofahrer sind Radfahrer ebenfalls gewohnt.

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