Vorwort

Editorial zur Sommerausgabe 2017. Von Heribert Adamsky und Thomas M. Claßen

Aufbruchstimmung herrschte bei der Landesversammlung des ADFC im Mai in Neuss. Die Delegierten der Kreisverbände suchten den Schulterschluss mit Initiativen auch außerhalb des eigenen Verbands und beschlossen mit großer Mehrheit,  das Aktionsbündnis „Aufbruch Fahrrad NRW“ zu unterstützen. Das aus der Kölner RADKOMM hervorgegangene Bündnis will den Anteil des Radverkehrs in NRW bis 2025 auf 25 Prozent erhöhen – wie in den benachbarten Niederlanden. Um dieses Ziel zu erreichen, fordert es von der Politik unter anderem 1.000 Kilometer Radschnellwege bis 2030, jährlich 300 Kilometer neue und modernisierte Radwege an Bundes- und  Landesstraßen, auf denen RadfahrerInnen sicher überholen können, mehr Fahrradstraßen in den Städten, eine Million neue Fahrradabstellplätze und die Förderung städtischer Transportlogistik mit Lastenrädern. Die Probleme von Stauland NRW können nicht mit dem Bau neuer und breiterer Autobahnen gelöst werden. Wo sollen all die Autos in den Städten hin? Dort ist kein Platz mehr. NRW muss Fahrradland werden, damit die Menschen in unseren Städten freier atmen und sich freier bewegen können. Und dafür muss dringend die veraltete Infrastruktur modernisiert und ausgebaut werden.

Heribert Adamsky

Wir hatten es geahnt. Der Fahrradklimatest 2016 signalisiert keine Wende, nur  Verschiebungen. Für die Kommunen, die nach oben gerückt sind schön, für die  Fahrradfahrer auf den Straßen tut sich insgesamt zu wenig. Im Bundesverkehrswegeplan sind nur Promillewerte für den Radverkehr verankert. Dabei gibt es eine riesige Aufbruchstimmung. Der Fahrradmarkt boomt, die Händler verkaufen auch Elektroräder wie warme Semmeln. Wenn ich am Niederrhein auf Tour bin, treffe ich an jedem Tag Heerscharen von Pedelec-Senioren, die ihre wiedergewonnene Bewegungsfreiheit flott
genießen. Mir graut vor dem Infarkt der Wege. Aber es gibt Lichter am Horizont. Immer mehr Unternehmen realisieren, dass Mitarbeiter, die mit dem Rad zur Arbeit kommen, fitter, besser gelaunt und vor allem weniger krank sind. Die SMS Group, u.a. mit Sitz in Mönchengladbach, bietet seit dem 1. April Dienstfahrräder an und hat in wenigen Wochen 160 (!) Leasingverträge abgeschlossen. Das IHK-Magazin Mittlerer Niederrhein titelt zum Thema „Mobilität von morgen“ und entdeckt das Fahrrad. Selbst der ADAC erkennt plötzlich, dass mehr und bessere Radwege ein adäquates Mittel gegen den Autostau sein können. Verkehrte Welt? Nein, ein Stimmungstrend. Nutzen wir ihn!

Thomas M. Claßen

Dieser Beitrag wurde unter Allgemein, Ausgabe 2 / 2017, Editorial veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert