Vorwort

Von Eckehard Lüdke

25 Jahre ist es in etwa her, dass die Gesetzgebung Fahrt aufgenommen hat, dem Radverkehr das zuzugestehen, was in Jahrzehnten der Kfz-Priorisierung
gegönnt wurde, eine echte Teilhabe am Straßenverkehr. Es durften Einbahnstraßen für den Radverkehr entgegen der Einbahnrichtung geöffnet werden, bauliche Standards für die Anlage von Fahrrad- und Fußwegen wurden festgelegt und die „Empfehlungen für Radverkehrsanlagen (ERA)“ mauserten sich zum verbindlich einzuhaltenden Regelwerk für alle öffentlichen Bereiche, in denen geplant und angeordnet wird.

Die Radverkehrsnovelle des vormaligen Verkehrsministers Scheuer und das „Fahrrad- und Nahmobilitätsgesetz des Landes Nordrhein-Westfalen“ (FaNaG)
erweiterten die Stellung und Sicherheit unseres besten Verkehrsmittels ebenfalls. Unter anderem wurde 2020 der Grünpfeil zum freien Rechtabbiegen für Radfahrer eingeführt.

Hinter all diesen Gesetzen und Verordnungen steckt vor allem eines, die starke Lobbyarbeit des ADFC auf allen Ebenen. Ein unendlich vielfältiges und intensives Bemühen, dem Radverkehr eine angemessene und zukunftsfähige Infrastruktur zu geben. Ihn zurückzuholen in die Köpfe jener Planer, Politiker und Verwaltungen, die nur Platz und Vorrang für Autos im Sinn hatten. Die uns mit dürftigen Radwegen von der Straße verbannten, mit engen Umlaufsperren und ewig roten Ampeln schikanierten.

Noch ist die Verkehrswende häufig blanke Theorie, denn die Umsetzung der pro Radverkehr geänderten Regelwerke wird regelmäßig dort torpediert, wo sie eigentlich stattfinden müsste – in den Städten und Gemeinden. Auch die aktuelle RaN-Abfrage zum Grünpfeil (siehe Seiten 6-7) ist ernüchternd. Wenn Verwaltungen sich schlichtweg weigern, geltende Regelungen umzusetzen, weil sie immer noch im Geiste der 60er Jahre agieren, ist das skandalös. Das in der letzten Ausgabe der RaN beschriebene Beispiel aus Kempen ist exemplarisch. Es hätte dort auch Kevelaer stehen können oder Mönchengladbach oder Neuss oder Viersen. Wir alle müssen unseren Bürgermeistern und Landräten, aber auch den Landes- und Bundespolitikern vor Ort noch mehr Druck machen, damit die Theorie endlich zur Praxis wird nach Jahren und Jahrzehnten des Aussitzens.

Eckehard Lüdke

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