Von Eckehard Lüdke und Thomas Maris Claßen
Am letzten Tag im Juli lautete der Aufmacherbeitrag in der Rheinischen Post: „Zahl der Autos steigt immer weiter. Inzwischen kommen auf 1.000 Menschen in NRW 582 PKW – trotz aller Appelle, öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen.“ Was sind eigentlich „Appelle“ gegenüber dem, was jedem von uns ganz konkret an Angeboten im Umweltverbund, also der Mobilität jenseits des Autos, gemacht wird? Bedarf es in meiner Stadt, in meinem Dorf irgendwelcher Appelle, wenn beispielsweise das
Fahrradfahren einfach „alternativlos“ attraktiv ist? Sicher und komfortabel, zeitsparend und voller Vorteile gegenüber der Autonutzung? Die Verwaltungen, die Rathäuser und Kreisverwaltungen sind es, die ganz konkret unser Handeln bestimmen, nicht Sprechblasen. Wenn Bürgermeister vorangehen und nicht nur – vor allem in Wahlkampfreden – von Fahrradfreundlichkeit reden, sondern sichtbar und vorbildlich eine fahrradorientierte Nahmobilität verwirklichen, unsere Aktiven mit ihrem Sachverstand und ihrem lokalen Engagement ernst nehmen und einbinden, dann treten auch Effekte ein. Von denen auch jene profitieren, die auf das Auto angewiesen sind. Machen wir unseren Lokalpolitikern und Verwaltungen Beine! In einem Jahr sind Kommunalwahlen.
Eckehard Lüdke
Es geht voran mit der Verkehrswende, aber nicht im Sauseschritt. Unzählige Kommunen wollen mit mächtigem politischen Willen weniger Individualverkehr, bessere Luft, besseres Klima und mehr Lebensqualität. Endlich haben sie erreicht, dass durch die letzte StVO-Novelle mehr Möglichkeiten geschaffen wurden, die Straßen in den Städten und Kreisen sicherer zu machen. Da begibt die FDP sich auf Geisterfahrt, will wieder mehr Autos in den Innenstädten und fordert weniger Platz für Fußgänger und Radfahrer. Etwa zeitgleich missbraucht ihr Bundesverkehrsminister, Volker Wissing, das Ergebnis eines Lastenradtests, um Sicherheitsvorschriften für Cargobikes unsinnig aufzubauschen, obwohl keine belastbaren Daten vorliegen, dass ein erhöhtes Unfallrisiko von ihnen ausgeht. Perfekt vorbereitet
wurde das von der „Unfallforschung der Versicherer“ (UDV), die Ende 2023 einen medienwirksamen Crashtest zwischen Lastenrad und Passanten inszenierte, um so den Fokus von den in 20 Jahren um 24 Prozent angestiegenen Fuß-Rad-Unfällen, aufs Lastenrad zu lenken. Immerhin sprach die UDV mehrere Empfehlungen aus – überwiegend zur Verbesserung der Infrastruktur. Dies hat Herr Wissing wohl flissendlich überlesen, da die Budgetkürzungen in seinem Ministerium vor allem den Radverkehr treffen.
Thomas Maria Claßen