Sein Fahrrad sorgenfrei parken und nebenbei fachgerecht durchchecken lassen, das kann man nicht nur in Neuss, Grevenbroich und Krefeld, sondern auch am Hauptbahnhof in Mönchengladbach-Rheydt. Wir waren vor Ort und sprachen mit dem Radstations-Koordinator Erwin Konvalinka.
Gut gepflegt sieht er aus, der Eingang zur Rheydter Radstation. Mit dem Pflanzkübel hebt er sich angenehm einladend ab von der nüchternen Ästhetik der Bahnhofsbauten drumherum. „Das Grün sieht nicht nur nett aus, sondern hält auch die Autos auf Distanz. Sonst würden die bis direkt von unsere Türe geparkt.“, sagt mit leichtem Schmunzeln Erwin Konvalinka, der hier als Koordinator täglich mit seinem Team den Laden schmeißt.
Man merkt: Es geht eng zu auf der linken Seite des Rheydter Bahnhofsvorplatzes. Früher waren hier nur Parkplätze, jetzt teilen sich Fahrradpendler und Autopendler das Areal. Das ist der Trend der Zeit, und er geht weiter Richtung Fahrrad. Das merkt man deutlich an der Auslastung: Die 206 Stellplätze sind auch im Winter zu mindestens 80 Prozent belegt, und im Sommer ist die Station oft überbucht, dann müssen die Mitarbeiter schon mal ein paar Extraplätze freiräumen.
Pendler, Studenten, Anwohner …
Die Kundenstruktur der Rheydter Radstation ist typisch für die städtische Umgebung: Viele wohnen in der Nähe und schätzen den sicheren, ebenerdigen Parkplatz als Alternative zum Parken am Laternenpfahl oder zum häuslichen Fahrradkeller am Ende einer steilen Treppe. Ebenso viele sind Berufspendler, die am benachbarten Bahnhof umsteigen. Stark vertreten sind auch die Studenten der Hochschule Niederrhein. Wenn sie neu sind, suchen sie erst mal ein Leihrad oder ein günstiges Gebrauchtes, um die Stadt zu erkunden. Und wenn sie vor Ort eine eigene Wohnung gefunden haben, dann bleiben sie oft mit ihrem eigenen Fahrrad der Radstation als Kunden treu.
… Fußball-Fans und Stadtführungen
Zu den treuen Stammkunden der Radstation zählen auch Anhänger der Borussia – ein sehr geselliges Völkchen und bei den derzeitigen Leistungen ihres Vereins besonders gut gelaunt. Die stellen hier ihr Fahrrad mitsamt Rucksack oder Tasche ab, um von dort mit dem Shuttle-Bus zum Borussia-Park weiterzureisen. Das ist bequem und praktisch, denn ins Stadion dürfen sie ihr Gepäck nicht mitnehmen. Nach dem Spiel wird dann gerne mit Konvalinka noch ein wenig geplauscht. Wenn er davon erzählt, schmunzelt Konvalinka wieder. Auch bei der Frauenfußball-WM im vergangenen Sommer war die Radstation gefragt. Da bestellten die Organisatoren bei Konvalinka Leihräder für Fahrradausflüge der WM-Scouts.
Auch wenn man rund um Mönchengladbach schöne Fahrradtouren unternehmen kann, spielt der Tourismus in der Rheydter Radstation keine große Rolle. Mit einer Ausnahme: Die Mönchengladbacher Stadtmarketing- Gesellschaft MGMG startet hier regelmäßig ihre Stadtrundfahrten (wir werden berichten, wenn die Termine 2012 feststehen). Auch mit dem Versorger NVV arbeitet die Radstation zusammen. Schon seit 2007, lange bevor der Pedelec-Boom losging, kann man hier von NVV gesponserte Elektroräder ausleihen.
Gemeinnützig und kreativ
Die Rheydter Radstation ist eine gemeinnützige Einrichtung. Sie wird vom Kirchenkreis Mönchengladbach-Neuss betrieben. Ziel ist es, junge Menschen vor Arbeitslosigkeit zu bewahren und Langzeitarbeitslosen Gelegenheit zur Eingliederung in normale Arbeitsverhältnisse zu bieten. Drei Erwachsene und neun Jugendliche arbeiten hier in befristeten Beschäftigungsverhältnissen unter Leitung von Erwin Konvalinka. Mit dieser Mannschaft kann die Radstation im Schichtbetrieb Öffnungszeiten von frühmorgens bis spätabends anbieten und daneben in bescheidenem Umfang auch einen Werkstattservice.
Große Sprünge sind da nicht drin, aber manchmal gibt es doch ein kleines kreatives Projekt. Dann zeigen die Jugendlichen, was sie in der Werkstatt so gelernt und was sie an Ideen drauf haben. So entstehen Dinge wie ein blinkendes LED-Rad oder ein bunt lackiertes Reklamerad, mit viel Geschick und Phantasie aus einem alten Rahmen gebaut. Wenn er davon erzählt, schmunzelt Konvalinka wieder. Denn er hat mal in der Werbe- und Marketingbranche gearbeitet. Und da ist Kreativität das A und O.
Öffnungszeiten. Montags bis freitags von 5.45 bis 22 Uhr, samstags von 8 bis 20.30 Uhr und sonntags 10 bis 18.30 Uhr ist die Radstation besetzt.
Fahrradparken. Für 70 Cent am Tag, 7 Euro die Woche oder 70 Euro im Jahr kann man sein Fahrrad in der Radstation sicher verwahren. Die Stellplätze befinden sich in einem abgeschlossenen, hellen und videoüberwachten Bereich. Dauerkunden mit Chipkarte haben Zugang rund um die Uhr.
Service. Fahrradwäsche kostet 8 Euro, Frühjahrscheck (Inspektion) 25 Euro, Reparaturen nach Aufwand, Leihrad von 6 bis 12 Euro.
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