Vorwort

Von Conny Boxberg und Thomas Maria Claßen

Als Fahrradfahrer ist man manchmal wie Don Quijote unterwegs. Man wird belächelt und das Fahrrad wird von vielen eher als Sportgerät, denn als Fahrzeug angesehen. Doch die aktiven Fahrradfahrer, die sich für einen gleichberechtigten Radverkehr einsetzen, sind viele und werden immer mehr und immer lauter. Wir können nicht häufig genug, wie auf Seite 6 betonen, wie wichtig es ist, auf den Unterschriftslisten für AUFBRUCH FAHRRAD unsere Anzahl zu dokumentieren. Wachstum zeigt sich auch in neuen lokalen ADFC-Gliederungen, wie im Kreis Kleve (Seite 26). Und auf Seite 16 findet sich ein anschauliches Beispiel, wie passende Fahrräder die Lebensqualität erhöhen können. Selbstverständlich eignet sich das Fahrrad auch hervorragend
als Sportgerät für Touren. Leser, die noch nie eine Mehrtagestour gewagt haben, finden ab Seite 18 etliche wertvolle Tipps dazu. Wir wünschen viel Spaß mit dieser RaN und freuen uns auf reges Feedback unter leserbriefe@radamniederrhein.de.

Conny Boxberg

Wir haben lange diskutiert und überlegt in der Redaktion. Die Radsaison beginnt, das Wetter ist bereits früh im Februar frühlingshaft warm und erste Radtouren in kurzer Hose pushen die Freude auf die Saison. Und dann … so ein Titelbild? Die Apokalypse als Aufmacher unserer Frühjahrsausgabe? Und ja, wir haben uns dafür entschieden. Vor allem wegen der Unfallzahlen, die nicht nur uns wieder erschreckt haben. 432 Radfahrer starben 2018 auf deutschen Straßen, 50 mehr, als im Vorjahr. Das ist schlimm und macht ratlos, manchen wütend. Mich macht dabei auch wütend, dass die schnellen Ursachenforscher, die Schuld vor allem den Radfahrenden selbst zuschreiben. Da werden Senioren unter Generalverdacht gestellt, weil die ja mit den Pedelecs nicht umgehen können. Dabei müsste jedem klar sein, dass die Unfallquote mit Pedelecbeteiligung steigen musste, bei den Zuwachsraten die die Branche in den letzten Jahren erfahren hat. Und wieder erschallt der Ruf zur Helmpfl icht. Dabei gibt es keine einzige (!) belastbare Studie, die das sinnvoll begründen kann. Ich komme mir vor wie ein Rufer in der Wüste, trotzdem nochmals: Fahrradfahrer sind nicht notorische Selbstmörder, sondern werden getötet. Und zwar von schlechter Infrastruktur, von abbiegenden Lkw ohne Abbiegeassistenzsystemen und von fehlenden Tempolimits auf Straßen in unseren Städten – egal ob mit oder ohne Helm.

Thomas Maria Claßen

Dieser Beitrag wurde unter Ausgabe 1 / 2019, Editorial veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

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