Die Kreispolizei Viersen hat zusammen mit Spediteuren eine Aufkleberaktion gestartet, die auf die Gefahren für Radfahrer im toten Winkel von LKW und Bussen hinweisen soll.
Jeder kennt die Situation: An einer roten Ampel hält ein LKW oder ein Bus, der abbiegen möchte. Fahrradfahrer schlängeln sich noch schnell rechts vorbei, um bei Grün direkt von der Pole-Position starten zu können. Vielen Radlern ist nicht klar, in welche gefährliche Situation sie sich dabei begeben: Die LKW-Fahrer können trotz mehrerer Spiegel nicht die gesamte Seitenlänge ihres Fahrzeugs einsehen. Die Radfahrer befinden sich dann im sogenannten toten Winkel und können während des Abbiegens überrollt werden.
Anfang Oktober hat die Kreispolizei Viersen deshalb zusammen mit Speditionen eine Aufkleberaktion gegen Radfahrer im toten Winkel gestartet. Der Kempener Verkehrssicherheitsberater Martin Gennert koordiniert die Aktion im Kreis Viersen. Neben der Kempener Spedition Hupperten, bei der die ersten Aufkleber angebracht worden sind, sprechen Polizeihauptkommissar Gennert und seine Kollegen gezielt Speditionen an, die mit ihren LKW in innerstädtischen Bereichen unterwegs sind. „Möglichst viele LKW sollen mit den Aufklebern Radfahrer vor dem toten Winkel warnen“, wünscht sich Gennert.
Mit den Aufklebern alleine ist es natürlich nicht getan: Radfahrer müssen die Warnung auch beachten und sollten nie neben LKW oder Bussen rechts vorbeifahren! Nur allzu leicht geraten sie dabei in Bereiche, in denen sie für die Fahrer nicht sichtbar sind. Biegt der LKW dann rechts ab, kommt es zu schweren, häufig sogar tödlichen Unfällen.
Fahren Sie nicht rechts vorbei
„Bleiben Sie als Radfahrer entweder deutlich sichtbar vor dem LKW stehen oder mit Abstand hinter dem LKW, und warten Sie, bis dieser abgebogen ist“, rät Antje Heymanns, die Pressesprecherin der Viersener Kreispolizei. Auch auf den vermeintlich sicheren Radwegen können sich Radfahrer im toten Winkel abbiegender Lastwagen befinden, ohne dass es ihnen überhaupt bewusst ist. Am besten versucht man als Radfahrer, Blickkontakt zum abbiegenden LKW-Fahrer herzustellen. Gelingt das nicht, bleibt man stehen und lässt den LKW passieren, selbst wenn man auf dem Radweg eigentlich Vorfahrt hätte.
Obwohl viele LKW mit zahlreichen Spiegeln ausgestattet sind, können die Fahrer noch immer Radfahrer und Fußgänger beim Abbiegen übersehen. Ein Radfahrer darf sich nicht darauf verlassen, dass ein LKW-Fahrer tatsächlich alle Spiegel überprüft. „Zu viele Spiegel lenken auch ab“, weist Gennert auf die mögliche Überforderung der Fahrer hin. Abhilfe könnten elektronische Assistenzsysteme schaffen, die Radfahrer und Fußgänger in gefährdeten Bereichen neben dem LKW erkennen und den Fahrer gezielt warnen oder das Fahrzeug sogar stoppen. Solche Systeme hat die Industrie mittlerweile einsatzreif entwickelt, wie kürzlich eine Delegation des ADFC bei einem Besuch der LKW-Sparte des Daimler-Konzerns erfuhr. „Die Automobilindustrie ist technisch schon deutlich weiter als der Gesetzgeber in seinen Planungen für die Verbesserung der Verkehrssicherheit“, stellte der ADFC-Bundesvorsitzende Ulrich Syberg anschließend fest. Der ADFC hat deshalb den Bundesverkehrsminister aufgefordert, diese Schutzsysteme verbindlich vorzuschreiben.