Einbahnstraßen sollen den Autoverkehr kanalisieren, für Radfahrer sind sie nur Barrieren. Deshalb werden sie in der Regel für den Radverkehr geöffnet. Im Neusser Gründerzeitviertel rund um Drususallee und Breite Straße gibt es damit noch Probleme.
Das Fahrrad ist ein platzsparendes, relativ langsames Fahrzeug. Dank dieser Eigenschaften eignet es sich für den kleinteiligen urbanen Raum viel besser als als das das sperrige und mit seiner hohen Geschwindigkeit potenziell gefährliche Auto. Den Geschwindigkeitsnachteil drehen Radfahrende in der Innenstadt in einen Geschwindigkeitsvorteil um, weil sie Abkürzungen fahren können, die KFZ-Lenkern verwehrt bleiben: Wege im Grünen, für KFZ gesperrte Straßen, freigegebene Fußgängerzonen, in Gegenrichtung geöffnete Einbahnstraßen.
Verwehrt man Radfahrern diese Abkürzungen, schwindet der Geschwindigkeitsvorteil und damit die Motivation, sich für seine täglichen Wege aufs Rad zu schwingen. Kurz: Radfahrer sind umwegsensibel.
Leider gibt es im Neusser Gründerzeitviertel rund um die Drususallee noch viele Einbahnstraßen, die Radfahrer auf solche Umwege zwingen. Will man etwa von der Kanalstraße zum nur 300 Meter entfernten Quirinus-Gymnasium fahren, muss man mit dem Fahrrad genauso wie mit dem Auto über die Kaiser-Friedrichstraße und die Drususallee fahren, ein bis zu 500 Meter längerer Weg.
Der ADFC wirbt deshalb seit langem dafür, auch diese Einbahnstraßen in Gegenrichtung
für den Radverkehr zu öffnen, auch um den Anwohnern das Radfahren zu erleichtern. Doch bisher fanden unsere Appelle kein Gehör – mal wegen alter, nur schwer umrüstbarer Ampelanlagen (Kanalstraße), mal wegen der infolge beidseitiger Beparkung zu schmalen Restfahrbahn (Breite Straße).
Wir finden, dass das Thema im Zuge der AGFS-Bewerbung der Stadt auf die Agenda gehört und hätten für den Anfang auch gleich einen Vorschlag, der ohne neue Ampeln auskommt und sogar stellplatzneutral ist: Wenn man zum Ausgleich für die zehn KFZ-Stellplätze, die man kürzlich auf Kosten von Radwegen auf der Breite Straße westlich der Kreuzung mit der Drususallee geschaffen hat (oranger Balken im Plan), ebenso viele auf der östlichen Seite der Kreuzung einzieht (roter Balken) und Teile der Kanalstraße, der Sternstraße sowie die Breitgasse für den Radverkehr öffnet, ergibt sich eine interessante neue Route für Radfahrer. Sie ist in der vorstehenden Karte
blau gestrichelt dargestellt.
Diese Maßnahme sehen wir als Einstieg in ein innerstädtisches Radroutenkonzept, das noch weitere Einbahnstraßenöffenungen vorsieht. Die zweite Karte skizziert einige Ideen.