Querfeldein – Das etwas andere Radroutenheft

VON GASTAUTOR NORBERT KRAUSE

200 Tage Fahrrradstadt hat sie gesucht und gefunden, die schönen Wege durch Mönchengladbach. Nun gibt es die Routen von Wickrath bis Neuwerk, von Schloss Rheydt bis Hardt als Heft.

Das Mönchengladbacher Radverkehrsnetz ist nicht das Beste. Doch auch wenn das Problem bekannt ist und nun erstmals mit Hilfe des „Masterplan Nahmobilität“ flächendeckend angegangen wird, so wird es noch einige Zeit dauern bis aus Plänen tatsächliche Wege werden. Maßnahmen zur Verbesserung der Infrastruktur benötigen Zeit. Das ist in Mönchengladbach leider nicht anders als in anderen Städten.
Aber was tun in der Zwischenzeit?
Rumschmollen und mit dem Auto fahren?
Nein.

Erstens kann das nicht die Lösung sein und zweitens gibt es genügend Menschen, die trotz schlechter Wege sich täglich aufs Fahrrad schwingen. Eben diese Radfahrerinnen und Radfahrer haben in den vergangen Jahren, vielleicht auch Jahrzehnten, gelernt, das Mönchengladbacher Radwegenetz so gut wie eben möglich zu nutzen. Sie wissen um seine Schwächen und versuchen deshalb bestimmte Stellen zu meiden. Aber sie kennen auch die guten Wege, die sie entspannt von A nach B bringen.

Menschen, die neu in der Stadt oder nicht so häufig mit dem Rad unterwegs sind, haben dieses „Expertenwissen“ nicht und sind nach den ersten Radelversuchen frustriert. Das ist schade und würde vielleicht nicht passieren wenn sie eben das Wissen der Erfahreneren hätten.

Um diesen Missstand zu verbessern hat sich 200 Tage Fahrradstadt angeschickt, die guten Wege der Radfahrerinnen und Radfahrer zu sammeln, ganz analog übrigens. Mit einer großen Stadtkarte und einem kleinen Wohnwagen  waren wir im Oktober 2014 zwischen Gemüsehändlern und Blumenverkäufern zu Gast auf den Wochenmärkten der Stadt.

Querfeldein-1

Menschen, beispielsweise in Rheindahlen oder Neuwerk, freuten sich, dass auch mal eine Aktion in „ihrem“ Stadtteil stattfand und gaben bereitwillig Auskunft. Aber es gab auch diejenigen, die in pawlowscher Manier auf die Frage nach einem guten Fahrradweg mit einem „Jibbet nich!“ antworteten. Doch nach einem Blick auf die Karte und dem Betrachten der bisherigen Einträge wollte der ein oder die andere die erste Meinung doch revidieren.

Das Ergebnis: Es gibt sie, die guten Fahrradwege durch die Stadt. Teils offensichtlich, meist aber etwas versteckt, haben sie oft eins gemein: Sie sind nicht identisch mit den typischen Routen, die mit dem Auto zurückgelegt werden, sondern führen vielmehr querfeldein. Schleich- und Wirtschaftswege stehen in der Gunst vieler Radfahrer höher als asphaltierte Radwege entlang der Hauptverkehrsstraßen. Die Pendlerin oder der Rennradfahrer werden das vermutlich anders sehen, aber in diesem Projekt ging es vornehmlich darum gute Strecken für Neuaufsteiger ausfindig zu machen.

Nach Sichtung aller eingetragenen Strecken ist nun ein Routenheft entstanden, das zwölf innerstädtische Strecken aufzeigt. Alle führen aus den verschiedenen Stadtteilen in die Zentren von Rheydt und Gladbach. Ziel ist es mit diesem Routenheft Radfahrerinnen und Radfahrern gute Strecken in Stadtteilen zu zeigen, in denen sie sich nicht so gut auskennen, aber vor allem auch Autofahrerinnen und -fahrern an schönen Tagen das spontane Aufsteigen aufs Rad zu erleichtern. Denn meist ist das Rad auf innerstädtischen We- gen dem Auto überlegen. An sonnigen Tagen sowieso.

Das von Ruth Zadow illustrierte und von der Stadt Mönchengladbach in einer ersten Auflage von 5000 Exemplaren gedruckte A5-Heft ist in den Verwaltungsstellen der Stadt sowie bei allen 200 Tage Fahrrad- stadt-Aktionen erhältlich. Wer es jetzt hier und sofort haben möchte kann die digitale Version auch auf www.200tage.de laden.

Dieser Beitrag wurde unter Ausgabe 2 / 2015, Mönchengladbach veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

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